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fänglich für einen Abgott aus einem heidnischen Tempel hält. Sie
hat eine altfränkische Tracht nach Art romanischer Soldatenkleidung
an vorne mit einem großen Schwabenlatz. Als er sie mit einem
Hebel umdrehen will, bekommt sie Leben und gibt sich dem
erschrockenen Simplieissimus als Baldanders zu erkennen. Es ent-
wickelt sich zwischen beiden ein Gespräch, in welchem Baldanders
Aufklärung über sein Wesen und "Tun erteilt und dem Simpli-
eissimus auf Verlangen eine — allerdings in kauderwelscher Form
gehaltene — Anweisung gibt, mit leblosen Dingen zu verkehren,
wie er „solches Hanß Sachsen auch unterwiesen“., Er führt dann
an sich seine Verwandlungskunst vor und fliegt schließlich als
Vogel davon. Auf die Frage des Simplieissimus, ob er der Teufel
der dessen Mutter sei, erwidert Baldanders u. a., er sel allezeit
bei ihm gewesen: „Daß ich aber niemahl mündlich mit dir gered
habe, wie etwan Anno 1534 den letzten Julij mit Hanß Sachsen
dem Schuster von Nörnberg ist die Ursach, daß du meiner niemalen
yeachtet hast.“ Das genannte Datum ist denn auch ganz richtig
angeführt, an diesem Tage hat Hans Sachs verfaßt:
„Bald-anderst so bin ich genandt,
Der gantzen welte wol bekandt.“ !
Der Dichter erzählt, daß er eines Abends am Ufer des Rheins sich
vor einem Gewitter in eine Höhle flüchtend auf einen Mann ge-
stoßen sei, der beständig seine Gestalt und sein Wesen verändert
habe. Aber während Hans Sachs nur durch Gegenüberstellung von
Adjektiven diese Verwandlungen ausdrückt, hat Grimmelshausen, der
ei der Beschreibung dieses Vorganges wieder auf Hans Sachs ver-
weist, in realistischer Weise die Gestalten selbst angeführt, in denen
Baldanders erscheint. Der seltsame Findling zeigt sich da als Kich-
baum, Sau, Bratwurst, Bauerndreck, Kleewasen, Kuhfladen u. s. W.
Daß dadurch die Tiefe der Auffassung, wie sie Hans Sachs fest-
zuhalten sucht, einigermaßen verloren geht, ist nicht zu leugnen.
Auch Hans Sachs hält die rätselhafte Gestalt anfangs für einen
Gott (Vuleanus) und das ganze von ihm angeschlagene Grundthema
Xlinet bei Grimmelshausen wieder an. Nur hat dieser dem Vorgang
1 Hans Sachs, hg. von Keller, 5, 310 ff. — In ähnlicher Weise hat
schon Jakob Ayrer einmal eine genaue Quellenangabe gemacht (vgl. oben
S. 65).