Volltext: Dürers Dresdener Altar

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verbessern wollen, wie man ja auch den Paumgärtner-Altar in Mün- 
chen damals verbessert hat. Indessen, sollte das 17. Jahrhundert so 
etwas nicht eleganter gemacht haben? Die Paumgärtner- Verbesserung 
kann man ja jetzt nicht mehr vergleichen, doch hängt daneben 
Burgkmairs Johannes, den man ebenfalls angestückt hat: wie gut 
und gewissenhaft sind diese Ergänzungen gemacht! Wie geschickt 
ist bei dem Burgkmair des Germanischen Museums, Konstantin und 
Sebastian, die Cinquecentoarchitektur hinzugemalt, so daß sie mit 
den Figuren gleichzeitig erfunden zu sein scheint! Die Fugen hier 
kommen mir dagegen sehr nazarenisch vor, irdischem Tand ent- 
sagend. Sicher aber ist das sanftrötliche Tuch an dem aufge- 
schlagenen Buche von nazarenischer Hand; etwas so abstraktes, 
höflich gesagt, kann man keiner andern Zeit zutrauen. Wahr- 
scheinlich wird jemand, der die Arbeiten Renners kennt, oder der 
überhaupt viel mit älteren Restaurierungen zu tun gehabt hat, 
ohne weiteres sagen können, aus welcher Zeit diese Verbesserung 
stammt. 
Und wenn man sich nun die Mühe macht, die perspektivische 
Durchführung des Gemäldes genau nachzuprüfen, so kommt man 
zu einem merkwürdigen Resultat, das uns aber nach dem Vorstehen- 
den nicht überrascht. Die Fugen an den Pfeilern und auf dem 
Boden, sowie die Deckenbalken in dem Nebenzimmer sind per- 
spektivisch richtig gezeichnet: die Linien fliehen ungefähr zu einem 
Punkt hin, zwar nicht mathematisch exakt, aber doch soweit genau, 
daß man ohne jeden Zweifel sagen muß: der Zeichner dieser Fugen 
kennt das Gesetz vom einheitlichen Fluchtpunkt. Alle übrigen Linien 
dagegen sind ohne Kenntnis dieses perspektivischen Grundgesetzes 
gezeichnet, lediglich nach einem gewissen Augenmaß. Zunächst die 
Kanten in dem großen Fenster, desgleichen die Linien in dem Seiten- 
zimmer: Fenster und Wand. Immerhin sind diese Linien so kurz, 
daß man sich leicht täuschen kann. Dagegen ist ein Irrtum aus- 
geschlossen bei dem Giebelhaus der Landschaft: da laufen die 
vielen deutlich festzustellenden Linien vollkommen regellos. Ebenso 
deutlich sind sie bei dem Büchergestell vorn: zwei Linien laufen 
parallel, die dritte (durch die Fußpunkte) im Winkel dazu; der Scheitel
	        
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