vom Stoss-Hause weniger geschickt wieder verwendet ist, (Fig. 30.)
Wie bei der Maria in der Krönungsszene im Germanischen
Museum steht die Unterlippe etwas vor. (Fig. 31.)
Ausser diesen erhaltenen Schnitzwerken®) geben einige in
Sandstein ausgeführte Arbeiten auch von Stoss’ Vertrautheit mit
der Bildhauerkunst beredte Proben. Zu ihnen gehört das Stein-
relief des Ölberges, das heute in der Fassade eines Hauses der
Marienkirche gegenüber eingemauert ist.®) (Fig. 14.) Früher be-
and es sich auf dem alten Begräbnisplatze, der die Marienkirche
ımgab, und bildete die Mitte eines mit bemalten Flügeln’) ver-
sehenen Triptychons, das, wie Sokolowski vermutet, das grosse
Grab schmückte, wo hinein man im Winter vorläufig die Leichen
legte, ehe sie im Frühling anderswo beerdigt wurden. Zwar
;eilweise beschädigt, gehört dieses Steinrelief auch ohne Be-
zeichnung zu den sicheren Werken Veits, denn selbst die Aus-
führung in Stein hat die Stilweise Veits nicht verändert.’!) Das
Material, worin der Künstler arbeitet, hat meist Einfluss auf die
Technik. Das Messer des routinierten Schnitzers kann mit
Leichtigkeit rund gewundene Falten in einem Zuge aus dem
Holze aushöhlen, dabei aber liegt die Gefahr, zu übertreiben, wie
dies bei Stoss so oft der Fall ist, sehr nahe; der Steinbildhauer
wird weniger leicht in solche spielerische Manier verfallen, weil
ihm das harte Steinmaterial gewisse Schranken setzt. Dennoch
hat Stoss ohne Rücksicht auf das Material die Holzschnitz-
:echnik auch auf den Stein übertragen und, sichtlich mühsam
experimentierend, dieselben rund gedrehten Falten mit den
weiten Vertiefungen wie in seinen Schnitzereien zu erreichen sich
bemüht. Auch der Ölberg an der Barbarakirche bietet in der
Haltung der Hände mit ihren knöchrig gebildeten Fingern manche
6°) Von dem von Jacob von Wallendorf auch der Marienkirche gestifteten
zweiten kleinen Altar ist bisher nichts bekannt.
9) Eine alte Inschrift besagte, dass der Stein mit vieler Mühe von dem Orte
herbeigeschafft worden sei, wo Christus gebetet habe.
0) Die Aussenflügel zeigten drei Schutzpatrone Krakaus und Polens, die Innen-
Jügel Fegefeuer und Hölle,
71) Essenwein, p. 112, wollte Stoss’ eigene Hand im Relief nicht erkennen,
indem er es für eine Arbeit, die nicht das maniriert Unruhige der Stoss’schen Werke,
aber auch nicht dessen energische Individualität zeigt. ausgab: es sei eine Schularbeit.