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mal.®) Desgleichen scheint mir der etwas kleinere hl. Ambro-
sius °), entgegen der Ansicht Lepszys und Sokolowskis®), die ihn
dem Stanislaus Stoss zuweisen, eine Arbeit
des Vaters zu sein, denn die Hand- und
Gesichtsbildung ist gerade für Veit charak-
teristisch. Bei naher Betrachtung war kein
auf Stanislaus hindeutendes Merkmal aufzu-
Gnden, im Gegenteil, geradezu frappant ist
die Ähnlichkeit mit dem runden Gesicht des
Apostels, der hinter dem die Maria halten-
den Apostel im Marienaltar hervorschaut,
und mit dem hl. Ottomar in dem Nürnberger
Altar der Jacobskirche.®) (Fig. 46.)
Mit . vollem Recht aber scheint mir
Sokolowski in dem unter dem Triumph-
bogen der Kirche stehenden Kruzifix Meister
Stoss zu erkennen.®) Wie bei den Nürn-
berger Kruzifixen in S. Sebald, S. Lorenz
und dem im Germanischen Museum befind-
lichen ist der Mund des schmerzerfüllten
Gesichtes wie zum letzten Seufzer geöffnet.
Eine aus Grybow (nahe Sandec)
stammende, heute im Nationalmuseum zu
Krakau aufbewahrte Madonna reiht sich
63) Mit Recht setzt Sokolowski, Studya do historyi RzeZby w Polsce w XV
i XVI wieku 1901, diese Figur vor 1485, ehe dem Bartholomäus aus Sandec die
Arbeit der Chorstühle übertragen wurde. Derselbe vermutet aber, Veit habe die
Figur unvollendet gelassen. Bei der Restaurierung im Jahre 1898 konnte ich die
Figur in unmittelbarer Nähe untersuchen und glaube, in allen Einzelheiten die Hand
des Meisters erkannt zu haben.
6) Ebenfalls wie Hieronymus auf dem Kapitäl des Säulenbündels stehend, das
sich in der Mitte jedes Pfeilers hinaufzieht.
65) Sokolowski, Studya do historyi Rze£by wo Polsce... p. 97. Dort ist
der hl. Ambrosius p. 107, Fig. 34 abgebildet.
6%) Vgl. die gleiche Haar- und Handbildung bei den drei Figuren. Stanislaus
schnitzt die Hände roher und verhältnismässig gross.
67) Essenwein: Die Kunstdenkmale Krakaus p. 102. 1473, als die Stiftungen
für den grossen Altar begannen, stiftete Dorothea Schusterin ausser den 4 Mark für
den Altar. 10 fl. zu dem neuen Kreuze