Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

die Inschrifttafel halten, könnten auf eine Anregung des Floren- 
tiners Callimachus nach dem Muster der Renaissancedenkmäler 
in Florenz zurückzuführen sein.*®) 
Als eins der frühesten Krakauer Schnitzwerke des Veit Stoss 
haben wir das aus Lusina stammende Triptychon zu betrachten, 
das sich heute als Geschenk des Herrn Wincentz Srcozynski 
im Sitzungssaale der Akademie zu Krakau befindet. (Fig. 1.) 
Diese Behauptung rechtfertigt der Kupferstich P. 4. (Fig. 6.) 
Zweifelhaft bleibt nur, ob er das Vorbild für den Altar, oder ob er 
erst später nach dem Schnitzwerk gestochen worden ist.*®) Das 
Mittelstück des Altars, das nach dem Poem des Walter von 
Rheinau®®) Maria darstellt, wie sie während des Aufenthaltes 
in Ägypten das ungenähte Kleid für ihr Kind strickt, weist 
auf Stoss selber hin, und fast möchte man die bemalten Flügel 
auch als seine eigenhändige Arbeit ansehen.*!) 
Einige Abweichungen bestehen zwischen Altarschrein und 
Kupferstich P. 4. Auf dem Stiche hantiert Joseph im Vorhofe 
mit einem grossen Bohrer, während auf dem Altar Joseph kräftig 
mit der Axt zum Schlage ausholt. Diese Bewegung ist be- 
sonders gelungen. Auch ist hier die gotisch gewölbte Kloster- 
stube nicht beibehalten, und das vorn auf der Erde sitzende 
Kind, das sich mit dem knitterig gefalteten Mantel der Mutter 
zu schaffen macht, ist auf dem Schnitzwerke etwas höher ge- 
setzt. Beidemal aber kehrt das Motiv des Knäuels wieder, wo- 
mit das Kind*®?) spielt. Maria erscheint beide Male in ähnlicher 
48) Sonst aber sind die Formen nicht renaissancemässig. 
49\ Das Dresdener Exemplar hat den Ochsenkopf mit Kreuz und Schlange als 
Wasserzeichen, das 1481-—86 vorkommt. Vgl. Piekosinki, Wybör znaköw wodnych 
w XV., 1896 Tafel 105—109. Vielleicht stammt das Papier aus einer Fabrik. Vor 
[486 wird demnach das Triptychon entstanden sein. 
50) Sokolowski, Studya ... PD. I. 
51) Ausser den vielen Merkmalen vergleiche auf dem Tode der Maria den vor 
der hinsinkenden Maria stehenden Apostel mit dem vorgesetzten Bein und der einen 
Locke auf dem kahlen Haupte mit der Figur, die hinter Christus steht, auf dem Stich 
B. ı und P. 7. Ferner entspricht der vorgebeugte Oberkörper des auf dem Stiche 
P. 7. rechts Stehenden dem Apostel, der die Lampe ausbläst und ähnlich auch auf 
dem grossen Marienaltar wiederkehrt, Die Ähnlichkeit der Grundmotive auf Stich 
und Lusiner Relief ist besonders gross. 
52) Die starke Unterleibsbildung kehrt auch bei den späteren Kinderfiguren in 
den Nürnberger Werken wieder.
	        
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