Volltext: Veit Stoß und seine Schule in Deutschland, Polen und Ungarn

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die stark ausgebildete Backenknochen haben, schärfere Natur- 
beobachtung als bei den Frauen hervor. Die in der hintersten 
Reihe zur rechten Seite des Kreuzes stehende Frau auf der Hofer 
Tafel hat den Typus der Frau im Kreuzaltarschrein, die den 
Kopf des Leichnams hält, und die zu äusserst links Stehende 
dort lässt sich mit der zu Füssen Christi Weinenden hier ver- 
gleichen. Von den trauernden Männern im Schrein ähnelt der 
mittlere dem mit dem weissen Bart auf dem Bilde, und jener 
äusserste rechts im Schreine dem vordersten rechts im Gemälde. 
Als deutlichstes Erkennungszeichen für Wolgemut findet sich bei 
Jer knieenden Frau zur Seite des Leichnams, die‘den Arm des- 
selben hält, die längliche Form der knöchellosen spitz auslaufen- 
den Finger, von denen der weit abgestellte Daumen wie in un- 
organischem Zusammenhange mit der Hand erscheint, wieder. 
Auch die Typen der Zwickauer Schnitzfiguren (Fig. 81) sind 
wolgemutisch, und am besten lässt sich das Gesicht der hl. Agnes 
vom linken Flügelrelief mit der sitzenden Frau, um die die Kinder 
aerum sind, auf dem Flügelbilde der hl. Sippe desselben Altars 
vergleichen. 
Aus solchen frappanten Übereinstimmungen erscheint es 
aicht nur denkbar, dass Wolgemut in seiner Werkstatt die Aus- 
ührung der für seine Altäre bestimmten Schnitzwerke, für die 
er den Entwurf lieferte, überwachte, sondern die letzte Über- 
arbeitung derselben von seiner Hand ist sogar wahrscheinlich ?, 
Die nicht erhebliche Verschiedenheit der plastischen Teile unter 
einander, was später gerade auffällig ist, würde genau so wie 
Jei seinen späteren Flügelbildern zu erklären sein. 
Der Vergleich der Beweinung im hl. Kreuzaltar (Fig. 80) mit 
jener Veit Stoss fälschlich zugewiesenen Beweinung Christi durch 
Maria und Johannes in der Jacobskirche zuNürnberg (Fig. 79) lässt 
sowohl in den Typen, wie in der Durchbildung der Hand Marias 
mit dem übermässig weit abstehenden Daumen?) denselben 
Meister erkennen. Man vergleiche die beiden Johannesgestalten, 
ihre Augenbildung mit den zusammen- und hochgezogenen 
Brauen, die Stellung des geöffneten Mundes. dann die beiden 
*55) Es gibt genug Beweise dafür, dass Maler zugleich Schnitzer waren. 
?56) Auch die Nagelbildung der knöchellosen Hand ist die gleiche.
	        
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