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Da es uns nur um die Vorgeschichte der städtischen Handelsschule
zu thun ist, und es uns wesentlich darauf ankommt, zu zeigen, wie die
Verhandlungen die lokalen Bedürfnisse erst recht zum Bewußtsein
brachten und dahin führten, daß man die Notwendigkeit der Erhaltung
einer selbständigen Anstalt erkannte, die zur Vorbereitung für den
Kaufmannsstand- dienen sollte, so wird es gerechtfertigt erscheinen,
wenn wir hier vorzugsweise die höhere Bürgerschule, welche die Grund—
lage der späteren Handelsschule bildete, ins Auge fassen und die
beiden andern genannten Anstalten übergehen.
„Die hoͤhere Bürgerschule“, erklärte der k. Ministerialrat v.
Kleinschrod, „sei als Kreisgewerbschule umzugestalten, so daß deren
Lehrerpersonal und Unterhaltsmittel mit der neuen Anstalt verbunden
resp. verschmolzen würden. Dies könne um so weniger beanstandet
werden, da die Bürgerschule schon gegenwärtig eigentlich nichts anderes
als eine Gewerbschule sei, und es daher bloß darauf ankomme, dem
Unterrichte jene Erweiterung und Einrichtung zu geben, welche der
Studienplan vom 28. März (1838) vorschreibe ⸗
Für die neue Anstalt stellte er einen Beitrag aus Staats- resp.
Kreisfonds von 1500 fl. in Aussicht. Die übrigen Kosten sollten die
bisher für die höhere Bürgerschule verwendeten Mittel und das Schul—
geld decken.
Es läßt sich nicht verkennen, daß v. Kleinschrod seine Sache
mit großem Geschicke führte, und es neigte sich auch ein großer Teil
der Konferenzmitglieder zu der Ansicht, daß eine Verschmelzung der
höheren Bürgerschule mit der Kreisgewerbschule zweckmäßig sei. Gym—
nasialrektor Dr. Roth, Subrektor Lochner, Merkel und Cramer
traten auf die Seite des Ministerialrates.
Dr. Mönnich war zwar der Verschmelzung nicht entgegen, aber
er hielt dieselbe nur unter gewissen Modifikationen und namentlich
unter dem Vorbehalte zulässig, daß die beiden unteren Kurse der
höheren Bürgerschule— als Realklassen beibehalten würden. Diesem
Vorschlag suimmte auch der Stadtkommissär Faber zu. Konsulent v.
Königsthal sprach zwar für sich seine Zustimmung zur Vereinigung
aus, behielt sich aber als Mitglied des Kollegiums der Gemeindebevoll⸗
mächtigten die besondere Außerung desselben in Hinsicht auf die Dis—
position der aus der städtischen Kasse fließenden Mittel zum Unterhalte
dieser Schule vor.
Dagegen traten als entschiedene Gegner des Vereinigungsprojektes
der J. Bürgermeister Binder und Johannes Scharrer auf.