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daß kein Schuͤler imstande sein werde, das vorgeschriebene Maß
des Unterrichts zu ertragen, so würde die Ausnahme zur Regel gemacht
werden müssen.“
„Angenommen jedoch, die Regel könnte durchgeführt und der
größere Teil der Schüler bewogen werden, täglich 11 — 43 Stunden
Schulunterricht anzunehmen, so ist nicht abzusehen, woher noch die zur
praktischen Anschauung des Gewerbewesens zum Besuch der Werkstätten
und Fabriken erforderliche Zeit hergenommen werden könnte. Wenn
überhaupt nach dem Inhalte des F. 22 der Instruktion alles Ernstes
und mit rastlosem Eifer dafür gesorgt werden soll, daß
der Unterricht nicht nur der Form, sondern auch der That
nach praktisch sei, und daß Industrie und Landwirtschaft
den Schülern in ihrer wahren Lebendigkeit und in ihrem
innern Leben aufgethan werde, so kann dieser Zweck am aller—
wenigsten durch einen täglichen Schulunterricht von 11 4438 Stunden
bei 14 Lehrgegenständen in 3 verschiedenen Anstalten erreicht werden,
wodurch das Gedächtnis der Schüler überladen, ihre Auffassungskraft
übermäßig angestrengt und abgestumpft, und der praktische Sinn unter—
drückt werden würde. Wäre es in der That möglich, eine aus so
vielerlei und verschiedenartigen Elementen und Materialien konstruierte
Unterrichtsanstalt herzustellen und Schüler dafür zu finden, so würden
aus derselben im günstigsten Falle nur theoretische Pantechniker hervor—
gehen, welche nach vollendetem Unterricht in der praktischen Gewerbe—
welt überall vergeblich nach einer Anwendung ihrer encyklopädischen
Kenntnisse suchen und sich selbst und dem Vaterlande nur zur
Last sein würden.“
Scharrer wies damit auch auf die sozialen Gefahren hin, welche
die Gewerbschulen, wie sie die Regierung beabsichtigte, hervorrufen
würden. Anstatt die sozialen Übel zu heilen, würden sie dieselben ver—
mehren.
„Je mehr die Direktion,“ heißt es in dem Bericht weiter,
„in den Geist und in das Wesen der Instruktion einzu—
dringen sich bemühte, desto mehr befestigte sich in ihr die
Überzeugung, daß der in derselben aufgefaßte Plan zur
Organisation des technischen Gesamtunterrichts in seinen
Grundlagen und Verhältnissen allzusehr ausgedehnt und
in seinen Verbindungen allzusehr kompliziert sei, und daß
sich darum ein so großes Mißverhältnis zwischen den
Mitteln und dem Zweck, zwischen den aufgestellten An—
forderungen an die Anstalt überhaupt und an die mit