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Unterricht in Sprachen, durch gründliche Kenntnisse in den allgemeinen
Wissenschaften zu dienen habe. Hiemit war die Grenzlinie gezogen
zwischen der Ausbildung des höheren und niederen Bürgerstandes, zwi—
schen der Vorbildung für den Handel und das Gewerbe. Damit wurde
die höhere Bürgerschule die Grundlage für die spätere Handelsschule,
die sich aus ihr herausgebildet hat.
Johannes Scharrer erkannte auch diese Richtung als berechtigt
an und half daher selbst das Werk seiner Gegner in jeder Weise foͤrdern.
Aber die reorganisierte höhere Bürgerschule sollte nicht lange bestehen.
Nach der allerhöchsten Verordnung vom 16. und den Vollzugsvorschriften
vom 23. Februar 1833 sollten die höheren Bürgerschulen aufgelöst und in
Gewerbschulen umgewandelt werden. Da war es vor allem Johannes
Scharrer, der im Verein mit dem J. Bürgermeister Binder der Auf—
lösung der höheren Bürgerschule und ihrer Umwandlung in die Kreis—
gewerbschule energisch entgegentrat und deren Notwendigkeit für Nürn—
bergs Handel betonte. Mit der Errichtung der Gewerbschulen hatte
zwar Johannes Scharrer, was er wünschte, eine selbständige
Vorbereitungsschule für das Polytechnikum, aber es dauerte mehrere
Jahre, bis es ihm gelang, den Knäuel von Verwicklungen zu lösen und
die Verwirrungen zu klären, welche die überstürzenden Ideen rein
cheoretischer Pädagogen hervorgerufen hatten, indem sie eine Monstre—
anstalt schufen, in welcher alle jungen Leute, die sich dem Handel, der
Landwirtschaft, dem Forst- und Bauwesen, dem Gewerbe, dem Fabrik—
wesen widmen wollten, also Kaufleute, Okonomen, Förster, Hand—
werker, Ingenieure und technische Beamte ihre Vorbildung für die
Hochschule und für das Polytechnikum, für das Comptoir und für die
Werkstatt empfangen sollten. Daß aus dieser Riesenschule sich ver—
schiedene Anstalten abzweigten, und dadurch die gedeihliche Entwicklung
der Kreisgewerbschule und ihre organische Verbindung mit dem Poly—
technikum in Nürnberg möglich wurde, ist ganz allein das Verdienst
Johannes Scharrers.
Diese Klärung in Nürnberg kam auch den übrigen Gewerb—
schulen des Koͤnigreichs zu gut, An denen zwar auch die Mängel der
neuen Anstalten sich fühlbar machten, aber infolge der beschränkteren
lokalen Verhältnisse und Interessen nicht so offen hervortraten. Dies
wird ersichtlich, wenn wir die Entwicklung der Kreisgewerbschule in Nürn—
berg in ihren ersten Anfängen verfolgen, die eingehender zu behandeln
um so mehr gerechtfertigt sein dürfte, als sie für das Nürnberger Schul—
wesen nicht bloß höchst wichtig und interessant erscheinen, sondern auch
den Anstoß zur Errichtung einer selbständigen Handelsschule gaben.