Volltext: Geschichte der Städtischen Handelsschule in Nürnberg

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Nationalbewußtseins zusammenfällt; denn es ist eine durchaus nationale 
Forderung. Wie in der deutschen Litteraturgeschichte die Zeit der 
Gelehrtendichtung die nationale Dichtung vorbereitet hat, und darin 
liegt der Wert und die hohe Bedeutung jener, so lag und liegt noch 
heute die Aufgabe der Gelehrtenschulen nicht lediglich in der Vermitt— 
lung der Kenntnis des klassischen Altertums, — diese ist nur Mittel zum 
Zwecke, — sondern in der Bildung des nationalen Geistes; und gerade 
die Entstehung der Realschulen und technischen Bildungsanstalten sind 
der beste Beweis, daß die Gelehrtenschulen ihre Aufgabe gelöst haben 
und sie auch ferner lösen werden. Die Realschulen werden nie ver— 
gessen, was sie den humanistischen Anstalten verdanken, aber auch 
diese sollen nicht scheell sehen zum Emporstreben jener, sondern sich 
freuen, daß ihre Thätigkeit die Nation nicht in die Bande einer toten 
Büchergelehrsamkeit geschlagen, sondern zu einer freien Geistesentwick— 
lung geführt hat. Die technischen Anstalten sind das nationale Produkt 
der humanistischen Schulen, die mit Befriedigung und Stolz auf diese 
Frucht ihrer Wirksamkeit blicken können. 
Bemerkenswert ist, daß beide Epochen des Nürnberger Schul— 
wesens von Männern eingeleitet werden, die der Entwicklung den 
Stempel ihres Geistes aufgedrückt haben, dort Wilibald Pirkheimer, 
der Begründer des humanistischen Studiums in der alten Reichsstadt, 
hier Johannes Scharrer, der Schöpfer des technischen Unterrichts— 
wesens in Nürnberg. 
Wenn auch die Sorge für die Schulen in der Zwischenzeit nicht 
erloschen war, sondern das Unterrichtswesen in der Reichsstadt sich 
großen Interesses erfreute, wovon die Stiftungen für Unterricht und 
Erziehung Zeugnis ablegen, so dachte man doch nicht daran, an den 
bestehenden Normen zu rütteln. Erst als das politische Leben die Ge— 
müter nicht mehr fesselte, da die alte Reichsstadt in den Gang der 
politischen Ereignisse nicht mehr eingreifen konnte, sondern ruhig ge— 
schehen lassen mußte, was die Zeit an politischen Veränderungen mit 
sich brachte, sehen wir die Thätigkeit der Nürnberger Bürgerschaft 
mehr nach innen gerichtet: man erkannte, daß die neue Zeit durch die 
Umgestaltung der wirtschaftlichen, gewerblichen, industriellen und mer— 
kantilen Verhältnisse vor allem eine Umgestaltung der Schulen erfordere, 
wenn Nürnbergs Bevölkerung den Kampf mit der Konkurrenz in 
Handel und Gewerbe erfolgreich aufnehmen und siegreich bestehen solle. 
Es ist hier nicht der Ort, diese Bestrebungen Nürnbergs näher 
darzulegen, da es sich zunächst nur um die Geschichte der städtischen 
Handelsschule handelt, und überdies der k. Studienlehrer Bischoff am 
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