— 100 —
Wissenschaften gelehrt, und deren Hilfswissenschaften weiter ausgedehnt
und gegen den vorausgehenden Unterricht tiefer begründet würden, für
welchen Zweck sich dieser neue Lehrkurs an die Oberklasse der bisherigen
Handelsschule anzuschließen hätte, und etwa die Chemie mit Waren—
kunde und Technologie, dann Wechsellehre und Wechselrecht, die so—
genannte Korrespondenz und die eigentlichen Comptoirwissenschaften als
die betreffenden Lehrfächer zu bezeichnen wären.
Im Benehmen mit dem Rektorate der Handelsschule sollte der
Magistrat diese Angelegenheit in sorgfältige Erwägung ziehen und ein
umfassendes Gutachten erstatten. W
In der am 8. Juli abgehaltenen Scholarchatssitzung legte der
Professor und Rektor der polytechnischen Schule, Dr. Romig, in
einem ausführlichen Bericht seine Ansicht nieder.
Der Vorschlag der K. Staatsregierung, der Oberklasse der hiesigen
Handelsschule einen neuen Kurs anzufügen, sei nicht ausführbar; denn
diese Anstalt sei zwar eine an sich wackere, vom Publikum geachtete,
von den Gemeindebehörden sorgfältig gepflegte, mit guten Lehrkräften
versehene und vortrefflich geleitete Real- oder höhere Bürgerschule, aber
zur Zeit keine Handelsschule, da mit Ausnahme der kaufmännischen
Rechenkunst alle spezifischen Handelsfächer von ihrem Unterrichte ausge—
schlossen seien. Würden die in dem hohen Regierungsreskripte benannten
Lehrfächer eingeführt, so würde sie erst zu einer Handelsschule, die mit
den Handelsabteilungen der Gewerbschulen bezüglich ihrer Lehrsparten
auf gleiche Linie komme, aber in Anbetracht ihrer Dotation,
ihrer Lehrkräfte, ihrer Frequenz und ihrer selbständigen Stellung
unter ihnen leicht den ersten Rang einzunehmen vermöge.
Er glaube daher, diese Gelegenheit nicht vorübergehen lassen zu dürfen,
ohne der Vervollständigung der hiesigen Handelsschule durch Aufnahme
der niederen handelswissenschaftlichen Lehrfächer aufs lebhafteste das
Wort zu reden. Nach seiner Ansicht dürfe in Zukunft auf diese An—
stalt nicht mehr die komisch satirische Redensart „Jucus à non lucendo“
anwendbar sein. Eine Stadt wie Nürnberg, die sich die erste Handels—
stadt des Königreichs nenne, solle nicht länger eine Handelsschule be—
sitzen, in welcher alles, nur keine Handelswissenschaften gelehrt werde.
Es klinge wie ein Hohn auf diese Anstalt, wenn man höre, daß die
aus ihr mit Absolutorium ausgetretenen Handelslehrlinge auf eigene
Kosten bei Privatlehrern die Buchhaltung erlernten, während der jähr—
liche Etat der Schule sich auf namhafte Tausende belaufe. Wolle man
etwa die Behauptung aufstellen, daß der absolvierte Handelsschüler als
Lehrling im Geschäfte seines Prinzipals die nötigen Handelsfächer leicht