Metadaten: Predigten am dreihundertjährigen Todestage Philipp Melanchthons, dem 19. April 1860

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aus Deutfdland kamen ihn Zuhörer, fondern aus den Nieder: 
landen, aus England, aus Schweden und Dänemark, aus Unz 
gar, aus Polen, ja aus Sriedhenfand und Conftantinopel 
famen Sünglinge zu ihın, und zu Zeiten hatte er 2000 3Zu- 
Hörer um fich verfammelt, fo daß Fein Hörfnal fie falfen 
fonnte, und fie noch an den offenen Thüren und Fenftern auf 
feine NMede kaufehten. 
Ganz befonders aber fühlte fi Luther zu im hingezogen ; 
denn in Melandhthon fand er die nöthige Ergänzung feines 
Mefens, wie er fie bedurfte, Gott Hatte Ddiefe beiden Männer 
für einander gefhaffen, damit fie, jeder nach feinen Gaben, das 
Cine Werk treiben, und darum Hatte fie au Gott zufammen 
geführt. War Luther der gewaltige Streiter, der, ohne ab- 
zuwägen, das Wort ausgehen ließ, fo blieb MelandHthon in 
feiner Mugheit und Umficht auf ebener Bahn, und ließ durch 
feine fare Begründung der Wahrheit dem Feinde keinen 
Schlupfwinkel mehr übrig. Was Luther vol glühender Bes 
geifterung erfaßt Hatte, Das wußte MelandhthHon eingehend und 
far darzulegen. Wo Luther wie ein Sturmwind daher braufte, 
dort wirkte Melandhthon wie ein befruchtender Früh= und 
Spatregen. Luther mit einem glühenden Petrusherzen und 
Melanchthon mit der innigen Liebe eines Sohannes — fie 
gehörten zufammen, und fie blieben in dem Herrn, der {te 
zufammen geführt hatte, fi treu bis au’s Ende. Kurz nach 
Melanchthons Anfunft foOreibt Quther: „Ih bin älter als 
Magifter Philipp, aber id f(däme mid nicht, von ihm zu 
fernen.“ 1ud fo war 68 aucd. Luther, der vierzehn Jahre 
äftere Lehrer, nahın gar oft mit Plag unter Melanchthon’8 
Schülern. Und fpäter fagt er von in: „Ss ift auf Erden 
Keiner, der folde Gaben Hätte als Shilippus; darum laßt 
uns den Mann groß achten; wer ihn verachtet, der muß ein 
von Gott verachteter Menfh fein.“ Und über feine Schriften
	        
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