Full text: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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recht streiten und zanken. Wann Ihr aber etwa wider 
Vermuten geneigt wärt, mir das Spiel zu mißgönnen, 
so soll Euch das nicht so fast billig kommen, denn ich 
lass;, mir nicht gern' rauben, was Lust ich hab'. Verlang' 
alsdann für die Gertrud, weil sie jungfräulichen Standes, 
tausend Goldgulden, und für die Pilitrud, weil fie eines 
reichen Mannes Ehegemahlin ist, eben so viel. Wollt Ihr 
das zahlen, mag ich Euch die Weiber wohl befreien, als 
ich dann doch ein Patgeschenk genommen hab', das 
Gevatterstehen sei Euch nachgelassen. So mögt Ihr's 
wohl bedenken! 
Eppelein.“ 
Da blieb nichts, als daß der Bürgermeister und 
der Herr Kötzl ihre Geldkatzen öffneten, damit jedweder 
sein teures Kleinod wieder empfange, und erwarteten 
sich beide unaussprechliche Wonne des Wiedersehens. Das 
kam aber ganz anders, denn die Worte Eppelein's waren 
nicht auf unfruchtbaren Boden gefallen. Die Gertrud stieß 
den Bürgermeister mit großer Entrüstung von sich und 
machte auf der Stell' ein neues Teftament, da er im 
ersten als Erbe eingesetzt war, starb auch aus lauter 
Bewegtheit in kurzer Zeit — die Pilitrud aber machte 
es Herrn Kötzl so arg, daß er in drei Wochen grau war 
und in etlichen Monden drauf das Zeitliche segnete. Sie 
selbst lebte auch nicht mehr lang, soñdern starb an einem 
Gallenfieber. Das hatte alles der Eppelein verschuldet. 
Er machte sich aber nichts daraus, weil er nur sein 
Mütlein gekühlt und die zweitausend Goldgulden haͤtte. 
Nun sollt Ihr hören, wie er's seines Sohnes wegen 
ielt. 
Denselben Sohn ließ er nämlich die längste Zeit 
nicht taufen. Als das Geschrei ob seiner Gottlosigkeit 
groß genug war, that er plötzlich, als reu' ihn sein 
Zögern, ließ den Pater Herbert, der gar oft an der 
Gicht litt, von Muggendorf aus dem Bett'trommelu und 
mußte der in aller Eile kommen. Da er nun fragte, 
was es gebe, sagte Eppelein: „Er hätte so lange mit 
dem Taufen gewartet, daß ihn jetzt auf einmal Reue 
ergriffen. Er sollte ihn also schnell taufen.“
	        
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