Objekt: Geschichte der Stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis auf die neueste Zeit

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Schweden, die sich nutzlos erschöpften, sodaß Gustav Adolf endlich nach 
zehnstündigem Kampfe das Gefecht abbrechen ließ. Als Wallenstein 
die übrigens in vollster Ordnung vorgenommenen Rückwärtsbewegungen 
der Schweden merkte, schickte er noch einige Reiterregimenter in ihren 
linken Flügel, die zwar wieder glücklich zurückgeschlagen wurden, aber 
doch noch einige Gefangene machten, darunter auch den später so be⸗ 
cühmt gewordenen genialen Torstensohn, der in der Schlacht die 
schwedische Artillerie kommandiert hatte. 
Am nächsten Morgen um 10 Uhr zog der König sämtliche noch 
stehende Truppen aus dem Gefecht zurück, auch Herzog Bernhard mußte 
seine Höhe verlassen, auf die es wegen eines inzwischen eingetretenen 
starken Regens, der die Wege schlüpfrig machte, unmöglich gewesen 
war, Geschütz hinaufzuschaffen. Die Verluste der Kämpfenden waren 
verhältnismäßig nicht so sehr bedeutend. Die Schweden sollen nicht 
mehr als 2500 Mann an Toten und Verwundeten verloren haben. 
Auf beiden Seiten aber waren eine Reihe hervorragender Offiziere 
gefallen, schwer verwundet oder gefangen genommen worden. Wallen— 
stein wurde das Pferd unterm Leibe erschossen, ebenso dem Herzog 
Bernhard, dem Könige selbst riß eine Kugel ein Stück der Sohle vom 
rechten Stiefel ab. 
Gustav Adolf war zum ersten Male überwunden, weil er nicht 
überwinder war (Schiller.) „Herr Vetter, wir haben heute einen 
dummen Streich gemacht,“ äußerte er sich noch am Abend des Kampf— 
tages gegen den Kurfürsten von der Pfalz. Jetzt bezog er zwischen 
Farnbach und Fürth — wo er selbst im Gasthaus zum grünen Baum 
Quartier nahm — ein neues Lager, während er das alte bei Lichten— 
hof von der Nürnberger Bürgerwehr bewachen ließ, die indeß, wenn 
man den Berichten auf kaiserlicher Seite Glauben schenken darf, die 
Kroaten bis dicht an die Stadt heranreiten und täglich Gefangene und 
gute Beute mitnehmen ließ. J 
Es kam nun darauf an, welche der beiden Armeen länger in der 
ausgehungerten Gegend sich halten würde. Hunger und Seuchen rafften 
im schwedischen Lager Tausende hinweg, für viele war Pferdefleisch 
die einzige Nahrung, aber auch unter den Pferden brachen Krankheiten 
aus, sie magerten ab und verendeten in großer Zahl. Dazu kamen 
die unaufhörlichen Desertionen, so daß zuletzt von 16000 Reitern nicht 
mehr als 4000 übrig waren. Noch trostlosere Zustände vielleicht 
herrschten — und bereits seit Wochen, ja Monaten — in der Stadt 
selbst. Die Lazarethe waren überfüllt, Hunger und ansteckende Kranbk— 
heiten — Ruhr und Typhus — forderten täglich zahllose Opfer, die 
aus Mangel an Totengräbern, Tage lang in den Häusern liegen
	        
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