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wieder einmal die Nürnbergische Landschaft gründlich mit Brand—⸗
schatzungen heimsuchte. Gräfenberg wurde zur Hälfte in Asche ver—
wandelt, Lauf am 16. September eingenommen, geplündert und mit
einer kaiserlichen Garnison belegt. Doch wurde das Städtchen am
13. Oktober glücklich wieder von der schwedischen Besatzung in Nürn—
berg neückerobert. Um dieselbe Zeit, am 12. Oktoer, kehrte auch
Gustav Adolf der inzwischen in Schwaben und an der Donau be—
schäftigt gewesen war, wieder nach Nürnberg zurück, und machte von
hier aus einen Ausfall in die Hersbrucker Gegend, durch den die
Kaiserlichen vollends aus dem Nürnberger Territorium vertrieben
wurden. Nur der Rotenberg blieb immer noch im Besitz des Feindes.
Am 17. Oktober nahm der König Abschied von der so enge mit seinem
Schicksal verbundenen Stadt, die er nicht wieder sehen sollte. Oren⸗
stierna und Kniphausen gingen mit ihm mit, ebenso der größte Teil
der schwedischen Einquartierung, die namentlich den ärmeren Bürgern
recht sehr zur Last gelegen hatte. Denn die Reichen — zumal die
Ratsherren — wußten sich solch unangenehme Gäste, wie es die da—
maligen Soldaten waren, möglichst fernzuhalten. Immerhin blieben
noch das Hastver'sche und Mouroe'sche Regiment als Besatzung in
der Stadt zurück, die diese fremden Truppen, gleichwie ihre eigenen
Soldaten fortgesetzt unterhalten mußte. In den vorhin geschilderten
grauenhaften Zuständen trat auch noch lange keine Besserung ein.
Demgemäß war auch die Sterblichkeit eine sehr große. Die Zahl der
im Verlauf des Jahres 1632 an den Totentafeln in den 3 Kirchen
zu St. Sebald, St. Lorenz und zu Wöhrd Angeschriebenen betrug
1522, doch war die Zahl sämtlicher Gestorbenen ohne Zweifel bei
weitem größer, wenn wir auch den allzu übertriebenen Angaben der
Chroniken hier keinen Platz gönnen wollen.
Der Heldentod Gustav Adolfs in der Schlacht bei Lützen (6. No—
vember 1682) erweckte auch in Nürnberg aufrichtige Trauer, der auch
boon den Kanzeln herab öffentlich Ausdruck geliehen wurde. Nicht
minder groß aber war die Bestürzung, ohne daß indeß die Politi
der Stadt zunächst dadurch berührt worden wäre. Der Rat mußte
wohl oder übel bei der einmal eingegangenen Verbindung mit Schweden
bleiben und empfahl sich daher angelegentlichst durch Schreiben und
Gesandtschaften dem Reichskanzler Oxenstierna, jetzt nach dem Tode
des Königs dem obersten Leiter der schwedischen Politik, sowie den
vornehmsten schwedischen Heerführern, vergaß aber auch nicht den Kur⸗
fürsten von Sachsen, dem, wenn er nur eine Spur von Thatkraft
entfaltet hätte, von selbst die Führung der deutschen Protestanten
zugefallen wäre. So aber hatte Oxenstierna wenigstens in Süddeutsch—