Metadaten: Eppelein von Gailingen, und was sich seiner Zeit mit diesem ritterlichen Eulenspiegel und seinen Spießgesellen im Fränkischen zugetragen

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Jäcklein war auch dabei, an seinem Lager und sagte: 
„Nun ja, Götz, wo werd' ich wieder einen so guten 
Freund bekommen, wie du warst. Hab' schon viel' ver— 
oren.“ 
Antwortete Jener: „Das wird schwer halten, denn 
ich war dir wohl treu. Halt nun die zusamm', so du 
noch hast. Jetzt aber ist meine Zeit aus, und was nun 
kommt, weiß ich nicht! Das macht mir fast Gram!“ 
„Wirst doch nichts bereuen,“ sagte Eppelein, „oder 
dich fürchten?“ 
„Bereue nichts,“ entgegnete Götz; „denn 's möcht' 
mir auch wenig Nutz sein, weil's zu viel ist. Aber wohl 
zu Mut ist mir auch nicht sonderlich. Dem mag sein, 
wie da will, mich fahen die Nürnberger nimmer.“ 
„Und mich sollen sie wohl auch nicht fahen,“ ver— 
setzte Eppelein. 
„Kann sein,“ sagte Götz, „kann aber auch sein, daß 
sie dich doch noch erwischen! Dann sei dir Gott anädig! 
Laß mir einen Pater holen!“ 
„Was, einen Pater willst du?“ rief Eppelein. „Daß 
er unsere Schand' in alle vier Wind' posaunte, als käm' 
einmal eine Zeit, wo wir schwach werden? Bist du auch 
ein Held, daß du jetzt erzitterst, da du viel hundertmal 
dem Tod ins Antlitz geschaut hast? Wie mir ein Pfäff— 
lein da hereinkömmt, stech' ich es nieder! Was da! 
Als freier, gewaltiger Held gelebt, als trotziger Mann 
gestorben!“ 
Da war alles Bitten Götzen's vergeblich. Er wandte 
sich von Eppelein ab und sprach nichts mehr. Da er 
aber an's Verlöschen kam, fuhr er noch einmal auf und 
raunte: „Eppelein, Eppelein, wir haben Weltlich und 
Geistlich geplagt, das mag vielleicht vergeben werden — 
da war Gewaält gen Gewalt — der Juden Ohnmacht 
aber, da sie verbrannt wurden — schreit zum Himmel — 
die Juden brechen der Seel' 's Genick — Gott sei mir 
gnädig und — dir!“ 
Das packte Eppelein. 
Götz fiel zurück und war tot.
	        
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