Volltext: Die Beteiligung der königl. Industrieschule zu Nürnberg an der Bayerischen Landes- Industrie- Gewerbe- und Kunst-Ausstellung in Nürnberg 1882

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Da es unbedingt notwendig ist, daß sich der Schüler über 
die Formen, welche er den einzelnen Teilen gegeben, vollständig 
klar sei und sich daran gewöhne, in der Zeichnung den Gegenstand 
gewissermaßen körperlich vor sich zu sehen, so werden sämtliche 
Zeichnungen im Anfange mittelst Farbe nach einer einfachen Me— 
thode plastisch dargestellt, was den Schülern erst dann leicht und 
schnell gelingt, wenn sie sich jenes volle Verständnis angeeignet haben. 
Gegenstände, die nicht mehr in natürlicher Größe dargestellt 
werden können, werden in kleinerem Maßstabe gezeichnet, und auch 
von diesen Zeichnungen werden immer einige in Farbe eingehend 
behandelt, da es unzweifelhaft Aufgabe der Schule ist, möglichst 
umfassende Gewandtheit im Zeichnen zu erzielen. Wenn von ein— 
zelnen Seiten darauf hingewiesen wird, daß die Praxis derartig 
bunte Zeichnungen nicht mehr verwende, und solche daher entbehrlich 
seien, so will uns das als ein einseitiger Standpunkt erscheinen. 
Derjenige Schüler, welcher die Farbenbehandlung erlernt hat, 
wird jederzeit im Stande sein, Zeichnungen in irgend welcher ge— 
wünschten Weise auszuführen, umgekehrt aber kaum. 
Im Vortrage über Maschinenkunde werden zwar die Kraft— 
maschinen, nämlich Wasserräder, Turbinen und Dampfmaschinen, 
sowohl beschreibend als auch theoretisch behandelt und auch die ein— 
fachen Steuerungen in eingehender Weise besprochen, bei der Kürze 
der nur zwei Jahre umfassenden Unterrichtszeit ist es jedoch un— 
möglich, sie förmlich konstruieren zu lassen; dagegen werden solche 
Maschinen als reine Zeichenübungen im kleinen Maßstab ausgeführt. 
Was die Erteilung des praktischen Unterrichtes in der 
mechanischen Lehrwerkstätte betrifft, so ist dieselbe durch den 
in einer Vitrine D niedergelegten Lehrgang dargestellt. 
Das Bestreben bei diesem Unterricht ist, die Schüler streng 
systematisch von Stufe zu Stufe von den einfacheren zu schwierigeren 
Arbeiten zu führen und zwar nicht bloß in einer Richtung, sondern 
in sämtlichen bei der Metallbearbeitung überhaupt zur Anwendung 
kommenden Arbeitsprozessen. 
Hierbei ist man sich vollständig darüber klar, daß die Lehr— 
werkstätte nicht dazu bestimmt ist, die gewöhnliche Werkstätte zu er— 
setzen, da letztere allein im Stande sein wird, die vielerlei prakti— 
schen Details des zukünftigen Berufs, welche sich außerdem mit
	        
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