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der feinen Drähte zu erleichtern, scheint in früher Zeit schon in Leon die
Anfertigung von Drähten erfunden zu sein, welche nur auf der Oberfläche
mit (40ld oder Silber überzogen sind, im Innern aber aus Silber oder
Kupfer bestehen. Solche Drähte heissen Leonische Drähte auch kurzweg
je nach dem Material der Oberfläche Gold- und Silberdrähte. Die ursprüng-
liche Anfertigung von Silberdraht bestand darin, dass man zunächst
Kupferstangen in viereckigen Barren ausgoss und dann auf Wasserhämmern
‘'Kupferhämmern) zu runden Stangen vo etwa 50mm Durchmesser aus-
schmiedete. Diese Stangen wurden abgefeilt, dann mit geschlagenen Silber-
blättern (Blattsilber) so belegt, dass je nach der Bestimmung des Drahtes
8 bis 30 Blätter über einander die Oberfläche bedeckten, darauf in einem
Kohlenfeuer gehörig erhitzt, und endlich durch Anreiben mittelst Polirstähle
ein festes Anliegen der Silberblätter hervorgerufen. So vorbereitet gelangten
lie Stangen auf die Ziehbank um durch immer kleiner werdende Löcher
yezogen zu werden, wobei in Folge des starken Druckes eine vollständige
Vereinigung des Silbers mit dem Kupfer erfolgt. — Golddraht erzeugte man
auf dieselbe Weise entweder durch Anreiben von Goldblättern auf Silber
stangen, oder indem man Kupferstangen erst mit Blattsilber und dann mit
Blattgold bedeckt — um nach Abnützung des Goldes nicht die hässliche
rote Farbe des Kupfers durchscheinen zu lassen. — Eine Spezialität ist
ferner noch der sog. Zementierte Draht (unächter Golddraht). Dieser wird
dadurch erzeugt, dass man die geschmiedeten und an der Oberfläche von
Oxyd befreiten Kupferstangen in besonderen gusseisernen Kasten dadurch
Zinkdämpfen aussetzt, dass. man den Boden des Kastens mit gekörntem
Zink und etwas Salmiak bedeckt und bis zur Verflüchtigung des Zinks
erhitzt. Die Zinkdämpfe verwandeln die Oberfläche der Stangen in Messing
von goldähnlicher Farbe, ohne dass diese die Härte des Messings annehmen.
Die Drahtzieherei und Plätterei war in Nürnberg schon im Anfang
des 16, Jahrhunderts bekannt da nach einer alten Urkunde Christoph
Scheurl, der 1457 bis 1519 lebte, nicht nur Draht zog und vergoldete
sondern sich auch mit der Herstellung von Plätten d. h. des plattgedrückten
Drahtes beschäftigte, zugleich sich die hiezu erforderlichen Werkzeuge
selbst anfertigend. Es geht aber aus dieser Urkunde selbst nicht hervor,
ob der Draht, der hier „gulden und silbern‘‘ genannt wird und zum ‚„ver-
würkhenn und spinnen‘ bestimmt war, reiner oder leonischer gewesen ist,
sondern nur, dass der „Annschlag war, guldene und silberne Dret erstlich rund
and volgennt durch besonnder khunstliche Instrument flach zuziehen und aus
solchem flach gezognem trad zw Vemlig nnd Mayland guldene und silberne
Tuch dergleichen porten und anndere arbayt würckhen zu lassen.‘ -—
In einem Urkundenbuch zu Allersberg heisst es ferner: „Schon 1570
hatte ein Franzose Anton Tournier den ersten (?) Silberdrahtzug nach Nürnberg
gebracht und im nämlichen Jahre dehnte Hagelsheimer den Drahtzug mit
kaiserlichem Privilegio auf Leonische Arbeit aus.“ — MHiernach wäre