fullscreen: Berichte über die Bayerische Landes-Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausstellung zu Nürnberg 1882

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der feinen Drähte zu erleichtern, scheint in früher Zeit schon in Leon die 
Anfertigung von Drähten erfunden zu sein, welche nur auf der Oberfläche 
mit (40ld oder Silber überzogen sind, im Innern aber aus Silber oder 
Kupfer bestehen. Solche Drähte heissen Leonische Drähte auch kurzweg 
je nach dem Material der Oberfläche Gold- und Silberdrähte. Die ursprüng- 
liche Anfertigung von Silberdraht bestand darin, dass man zunächst 
Kupferstangen in viereckigen Barren ausgoss und dann auf Wasserhämmern 
‘'Kupferhämmern) zu runden Stangen vo etwa 50mm Durchmesser aus- 
schmiedete. Diese Stangen wurden abgefeilt, dann mit geschlagenen Silber- 
blättern (Blattsilber) so belegt, dass je nach der Bestimmung des Drahtes 
8 bis 30 Blätter über einander die Oberfläche bedeckten, darauf in einem 
Kohlenfeuer gehörig erhitzt, und endlich durch Anreiben mittelst Polirstähle 
ein festes Anliegen der Silberblätter hervorgerufen. So vorbereitet gelangten 
lie Stangen auf die Ziehbank um durch immer kleiner werdende Löcher 
yezogen zu werden, wobei in Folge des starken Druckes eine vollständige 
Vereinigung des Silbers mit dem Kupfer erfolgt. — Golddraht erzeugte man 
auf dieselbe Weise entweder durch Anreiben von Goldblättern auf Silber 
stangen, oder indem man Kupferstangen erst mit Blattsilber und dann mit 
Blattgold bedeckt — um nach Abnützung des Goldes nicht die hässliche 
rote Farbe des Kupfers durchscheinen zu lassen. — Eine Spezialität ist 
ferner noch der sog. Zementierte Draht (unächter Golddraht). Dieser wird 
dadurch erzeugt, dass man die geschmiedeten und an der Oberfläche von 
Oxyd befreiten Kupferstangen in besonderen gusseisernen Kasten dadurch 
Zinkdämpfen aussetzt, dass. man den Boden des Kastens mit gekörntem 
Zink und etwas Salmiak bedeckt und bis zur Verflüchtigung des Zinks 
erhitzt. Die Zinkdämpfe verwandeln die Oberfläche der Stangen in Messing 
von goldähnlicher Farbe, ohne dass diese die Härte des Messings annehmen. 
Die Drahtzieherei und Plätterei war in Nürnberg schon im Anfang 
des 16, Jahrhunderts bekannt da nach einer alten Urkunde Christoph 
Scheurl, der 1457 bis 1519 lebte, nicht nur Draht zog und vergoldete 
sondern sich auch mit der Herstellung von Plätten d. h. des plattgedrückten 
Drahtes beschäftigte, zugleich sich die hiezu erforderlichen Werkzeuge 
selbst anfertigend. Es geht aber aus dieser Urkunde selbst nicht hervor, 
ob der Draht, der hier „gulden und silbern‘‘ genannt wird und zum ‚„ver- 
würkhenn und spinnen‘ bestimmt war, reiner oder leonischer gewesen ist, 
sondern nur, dass der „Annschlag war, guldene und silberne Dret erstlich rund 
and volgennt durch besonnder khunstliche Instrument flach zuziehen und aus 
solchem flach gezognem trad zw Vemlig nnd Mayland guldene und silberne 
Tuch dergleichen porten und anndere arbayt würckhen zu lassen.‘ -— 
In einem Urkundenbuch zu Allersberg heisst es ferner: „Schon 1570 
hatte ein Franzose Anton Tournier den ersten (?) Silberdrahtzug nach Nürnberg 
gebracht und im nämlichen Jahre dehnte Hagelsheimer den Drahtzug mit 
kaiserlichem Privilegio auf Leonische Arbeit aus.“ — MHiernach wäre
	        
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