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sehr wohl ersparen kann, wenn sie nur das neue Netz mit der
wvuͤnschenswerten Rücksicht auf die schreiendsten Verkehrsbedürf⸗
nifse des Publikums projektiert. Ausschlaggebend dürfen nur die
Interessen des Publikums sein, und so lange die Stadtgemeinde
diesem Grundsatze treu bleibt, hat sie keine wie immer ge—
arteten Prozesse der Straßenbahngesellschaft zu befürchten.
Die bestehende Gesellschaft soll — das ist der Wunsch eines Jeden
weiter gedeihen und reüssieren und gute Abgaben vom
„Brutto“ und „Netto“, wie bisher, an die Stadtgemeinde be—
zahlen. Wenn sie aber selbst nicht es sein will, die das Publikum
nit den so ersehnten neuen Straßenbahnlinien beglücken könnte,
dann soll sie wenigstens nicht verhindern wollen, wenn die Stadt⸗
gemeinde oder ein Anderer es thut.
Ein Blick auf den Stadtplan genügt, um sich zu überzeugen,
daß es mit dem bisherigen Straßenbahnnezz
allein nicht mehr weitergehen kann. Vorwiegend das transversal,
gelagerte Steinbühl mil Jeinen radial hinausgelegenen Annérein
dant das ahnsich gelagerte Terrain der Gärten h. d. V., wie auch
das umfangreiche Wöhrd und viele in Frage stehende bevölkerte
Bororte, wie Moͤgeldorf ꝛc. hätten betreffs geeigneter Straßen—
vahnverbindungen schon längst zum Zuge kommen sollen. Hat
man je von Initiativanträgen der bestehenden Straßenbahn⸗
gesellschaft in diesem Sinne etwas gehört? Einige neue Linien
hätten sich sogar schon längst im eigensten Interesse der bestehen⸗
Zen Straßenbahn empfohlen. Die Dutzendteicher Linie z. B. ist
im Sommer entschieden überlastet und kann von verschiedenen
Stadtteilen aus überhaupt nicht benützt werden. Vielfach führen
die bestehenden Linien nicht dahin, wo man sie auch recht notwon—
dig brauchen könnte. Ja man kann sagen, daß das bestehende Netz
eigentlich keine große Aufnahmefähigkeit für die Angliederung
eines neuen Netzes mehr besitzt. Einige Verlängerungen sind noch
möglich, und dann steht das alte Netz an der Grenze seiner strate—
gischen Leistungsfähigkeit. Die Depots sind meist heute schon über—
lastet. „Wo man hin will, dahin fährt sie nicht“, kann man
des Tages über dutzendmale zu hören bekommen.
Wir glauben, wenn die Stadtgemeinde heute schon ihr Aus—
bau-Programm aufstellen möchte, daß sie sicherlich zu der Ueber—
zeugung kommen dürfte, daß ihr von dem neuen Netz kein Meter
Geleise zu bauen erspart bleiben wird, ob sie das alte Netz kauft
oder nicht. Warum also soll die Stadtgemeinde die Zukunfts—
sorgen der bestehenden Straßenbahngesellschaft zu den ihren
machen? Lasse man doch der Gesellschaft ihren „Brei“ selbst
auskochen, und ftelle man sich städtischerseits lediglich auf den
hertragsmäßigen Standpunkt und auf den der überwachenden