Volltext: Das Irrhainfest am 3. Juli 1894 (Band 1)

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vielen Knixen und Verbeugungen durchflochten, die sich wenig 
der Hirtennatur der Pegnitzschäfer eignen würden, so sprach 
für solches Beginnen allerdings die Thatsache, daß schon 
beim zweiten Säkularfest des Ordens ein feierlicher Reigen 
dieser Art im Irrhain aufgeführt wurde, dessen einzelne 
Tänzer und Tänzerinnen bis auf unsere Tage in einer 
pietätvollen colorirten Zeichnung von Fräulein Charlotte 
Bieler, späteren Freifrau von Harsdorf, zum artigen 
Andenken gelangten. Ja, sämmtliche Namen plaudert uns 
ein vorgefundenes Verzeichniß aus, und einstige flotte Mittänzer 
leben noch heute in unserem Ordensbund frisch und munter, 
noch eifrig rüstig und thätig zu Ordenszwecken. 
Ein netter Zufall ist es, daß gerade zur Zeit, als der 
Pegnesische Blumen-Orden gegründet wurde, nach Chery's 
glaubhaften Aufzeichnungen Giovanno Battiste Lully, der 
Florentiner geistreiche Componist, als Knabe im alten Poitou, 
in den idyllischen Thälern der Vienne und Gadeloupe die 
Reize des dort von jungen Landleuten getanzten Reigens, 
der nichts Anderes als das Menuett war, mit jugendlicher 
Begeisterung aufgenommen und auf der Höhe seines Schaffens 
als Gründer der großen Pariser Oper auf die Bühne ver— 
pflanzt hat. Die Sonne Frankreichs, der vierzehnte Ludwig, 
fand nun ein solches Wohlgefallen am Menuett, daß er es, 
allerdings im höfischen Gewande, bei seinen Prunkfesten 
einzuführen befahl, wo es auch bis zur großen Revolution 
blühte und dann von der Bildfläche unter einem unheimlichen 
Purpurschleier verschwand, um in unseren Tagen vom jetzigen 
deutschen Kaiser wieder zu alten Ehren gebracht zu werden. 
So sah sich denn nach 250 Jahren das Menuett berufen, 
seiner früheren Bestimmung zurückgegeben, das pegnesische 
Jubelfest, durch anmuthige Hirtenpaare belebt, mit seinen 
reizenden Reigen zu verherrlichen. Nach allerdings nicht 
im Handumkehren behobenen Bedenken, auch des Personen⸗ 
und Kostenpunktes halber, ging es rüstig an's Beschaffen des 
Geplanten. Der schwierigen Lösung der Personenfrage gab 
sich der erste Präses trotz seiner schweren Berufsgeschäfte
	        
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