XI.
Der singend Schuster zu Lübeck.
In der Saurweis Hans Vogels.
zu seinem
Er muß
nm, gedub
9 sassen,
Ein Burger zu Lübeck geseßen,
Ein alt Man, het kein Kint mit seinem Weibe,
Jedoch ser reich am Gute,
Burkhardus Waldis schreibe)
Der war karg mit Trinken und Essen
Und leget gar kein Unkost an sein Leibe,
Mit ganz traurigem Mute
Er al sein Zeit vertreibe.
Bei ihm ein Schuster saße,
Gar arm an Gut, der doch ganz frölich wase.
Er sung
Bei Tag und auch bei Nachte,
Auch het er gar vil Kinder.
Er arbeit hart, war frölich nichts dest minder.
Der Reich het darauf achte,
Lud in auf ein Suntage.
Als sie aßen, tet im der Reich eine Frage,
Wie er so frölich wer,
Weil in doch teglich drung
Armut und Arbeit schwer.
Der Schuster tet im Antwort geben:
„Da hab ich gar wenig Guts zu versorgen,
Mir kan Niemant nichts nemen,
Weder Rauber noch Diebe.
Darum so tu ich sicher leben,
Arbeit frölich den Abend als den Morgen.
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XI Beispiel eines Meistergesangs. Die Saurweis Hans Vogels
ist einer von den Meistertönen (siehe Denkmäler III, 4 S. 84), welche
Sachs benutzt hat. Er selbst erfand 18 von den 272 Tönen, in denen
er gedichtet hat. — Eine alte Geschichte, auch von Sachs' Zeitgenossen,
dem berühmten Fabeldichter Waldis behandelt. Vgl. Hagedorns „Johann
der muntere Seifensieder.“ — 4 schreibe, altes Präteritum, mit un—
organischem e, wie oft in diesem Stück, V. 8, 9, 10 u. s. f. auch am
Suͤbst. Streng genommen Fehler 7 der Tabulatur (Denkmäler III, 4
S. 83), aber im“Mitteldeutschen sehr gebräuchlich. Vgl. Luther, Denk—
mäler III, 3 S. 283. — 6 er wandte nichts an. — 10 wase — war.
— 282 ich habe keine Sorge um meine Giltter
—
—e