Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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„Nun, dann haben Sie sich eben getäuscht, mein Herr,“ 
entgegnete Eva schnippisch, ziemlich ärgerlich über die Blöße, die 
sie sich gegeben hatte. „Überhaupt, selbst wenn es nicht die 
gute Sitte verböte, sind wir ja leider in Nürnberg zu sehr ge— 
wohnt, allerhand Soldaten zu sehen, um uns nach einem um—⸗ 
zuschauen.“ Damit wendete sie sich von dem Junker ab und begann 
ein Gespräch mit Eleonore Felicitas, die höchlichst belustigt dem 
Wortgefecht gefolgt war. 
Königsmark aber war entrüstet. Zunächst hätte er ja am 
liebsten der impertinenten jungen Dame den Rücken gekehrt, 
aber nach kurzer Überlegung entschied er sich anders. 
Da er nicht zweifelte, daß seiner bestechenden Persönlichkeit 
auf die Dauer kein junges Mädchen widerstehen könne, so be— 
schloß er ihr zunächst erst recht seine Huldigungen zu widmen. 
Sobald sie dann sterblich in ihn verliebt sein würde — und so 
mußte es ja kommen — dann wollte er plötzlich einer andern die 
Cour machen. Eleonore Felicitas schien ihm dazu sehr geeignet. 
Das sollte seine fürchterliche Rache sein. Kroch sie dann zu 
Kreuze, nun vielleicht ließe er sich später erbitten, seine Gunst 
gleichmäßig beiden zuzuwenden. 
Armer, rachebrütender Kornett, welchen unangenehmen Ent⸗ 
täuschungen ging dein sechzehnjähriges Herz entgegen! 
Das Praunfalksche Ehepaar war inzwischen mit seinem hohen 
Gast bis zum Gartenhause gekommen. Auf den großen Platz 
vor demselben hatte die Dienerschaft eilfertig Tische und Stühle 
gestellt. Nachdem der Hausherr aus der Sänfte in einen be— 
quemen Stuhl gehoben war, nahm auch Karl Gustav neben der 
Freifrau Platz. Die zurückgebliebenen jungen Leute kamen 
allmählich heran, und nach und nach trafen die näheren Verwandten 
und Freunde des Hauses ein, nicht wenig erstaunt, den Pfalz— 
grafen als Gast vorzufinden, der es aber durch sein leutseliges 
und liebenswürdiges Wesen verstand, sich schnell in dem Kreise der 
steierischen Familien beliebt zu machen. Ungezwungene Unter⸗ 
haltung herrschte bald allgemein, und Karl Gustav erfuhr manches, 
was ihm wissenswert war. 
Vergeblich hatte Schlippenbach versucht, einen Platz neben 
Helena Elisabeth zu erhalten; denn geschickt war ihm diese, in 
ihrem Vorhaben von Eleonore Felicitas und Eva unterstützt, 
stets ausgewichen. Schnell hergerichtete Erfrischungen, die die 
Diener jetzt herbeibrachten, gaben den drei jungen Mädchen ge⸗—
	        
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