Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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Nachdem Schlippenbach geendet und seinen Herrn über das 
Befinden des allgemein beliebten Kornetts beruhigt hatte, durch— 
maß der Pfalzgraf mit hastigen Schritten das Zimmer. 
„Es ist eine Schmach und Schande für uns, daß solche 
Dinge hier, unter den Augen der kaiserlichen Abgesandten zumal, 
vorkommen können. Das wird wieder über die Manneszucht 
im schwedischen Heere höhnische Bemerkungen in Wien setzen, wo 
sie Ach und Weh über die Verwüstungen durch unsre Truppen 
schreien und ganz vergessen, daß sie es nicht besser gemacht haben, 
und zwar auf eignem, auf deutschem Boden. Aber ich will ein 
Exempel statuieren und mit eiserner Faust dazwischen greifen. 
Schon lange habe ich diese ewigen Reibereien zwischen den 
Parteien im Heere satt; jetzt, wo sie solche Früchte zeitigen, thut 
es not, das Ubel mit Stumpf und Stiel auszurotten. Mag der 
Reichsfeldzeugmeister über meine Ernennung zum Generalissimus 
gegrollt haben, allein er ist ein Ehrenmann und ohne Schuld an 
solchen Dingen. Ich bin überzeugt, daß er ganz meiner Meinung 
ist und mir seine thatkräftige Hilfe leihen wird. Wenn nicht, 
nun so handle ich allein! Ich bitte, Schlippenbach, eilen Sie, 
ihm über das jüngste Geschehnis sogleich Vortrag zu halten und 
eine Zusammenkunft mit mir zu verabreden.“ 
Eben wollte der Hofmarschall sich empfehlen, um den Befehl 
auszuführen, als die Thür heftig aufgerissen wurde und Wrangel, 
die Diener bei Seite schiebend, hochrot vor Erregung ins 
Zimmer trat. 
„Verzeihen Euer Durchlaucht meinen formlosen Eintritt, aber 
ich bin zu wütend über den Vorgang der letzten Nacht und kann 
aicht erwarten, mit Ihnen, gnädigster Herr, die schärfsten Mittel 
zur Bekämpfung solcher Ungeheuerlichkeiten in der Armee zu 
besprechen.“ 
Der Pfalzgraf wechselte einen Blick des Einverständnisses 
mit dem Obersten. 
„Ich sehe zu meiner Freude, Herr Feldmarschall, daß Sie 
über alles unterrichtet und mit mir gleicher Ansicht sind,“ mit 
diesen Worten reichte der Pfalzgraf dem verdienten General die 
Hand. „Soeben hatte ich Schlippenbach beauftragt, Ihnen die 
leidige Angelegenheit vorzutragen.“ 
„Guten Tag, Christoph Karl,“ begrüßte der Reichsfeldzeug— 
meister seinen ehemaligen Generaladjutanten, mit dessen Schwager 
er weitläufig verwandt war, in vertraulichem Ton. „Schoͤne 
Geschichten das! Wäre nicht dieser verdammte Frieden geschlofsen,
	        
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