Volltext: Die Schweden in Nürnberg

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„Ich hörte,“ stockend kamen die Worte heraus, „beim Einzug 
des Pfalzgrafen, wie Bartholomäus dem Onkel Septimus zu— 
lüsterte, Herr von Schlippenbach —“ 
„Fasse Dich, Helena,“ liebkosend strich die Mutter der Tochter 
über das Haar, „und dann erzähle zusammenhängend.“ 
„Herr von Schlippenbach sei der Königin Christina Geliebter.“ 
Leise und zaghaft kam es von den reinen Lippen des bleichen 
Mädchens. 
Einen Augenblick sah Frau von Praunfalk ihre Tochter 
erschrocken an. Jetzt begriff sie das bittere Weh im Herzen 
ihres Kindes und wußte, warum dieses geschwiegen. Wie gern 
hätte sie trostreiche Worte gefunden, aber das, was sie soeben 
gehört, war allerdings Schlimmeres, als sie gefürchtet hatte. So 
imarmte sie denn ihr Kind stumm und ließ es sich satt weinen. 
Unterdessen überlegte sie, was da zu thun wäre. 
Helena war eine zu stolze Natur, um nicht schließlich den 
Mann zu verachten, der sich zum Geliebten der als schrankenlos 
bekannten Fürstin hergab. Aber die Liebe läßt sich nicht so 
plötzlich aus dem Herzen reißen, das wußte die Freifrau wohl, 
and sie beklagte den Schmerz ihrer Tochter, die ihre Liebe ehrlich 
zu überwinden trachtete. 
Zunächst mußte sie natürlich mit ihrem Gatten die Sache 
besprechen. 
„Ich freue mich Deines Stolzes, mein Kind, ein tieferes 
Empfinden zu einem Unwürdigen aus Deinem Herzen zu reißen 
und mutig gegen eine keimende Liebe anzukämpfen,“ begann sie 
endlich. „Ich lasse Dich jetzt allein und will dem Vater über 
alles Mitteilung machen. Gewiß bin ich die letzte, die unter 
solchen Umständen nur an die Möglichkeit eines Bundes ihrer 
Tochter mit jenem denken könnte, allein zunächst müssen wir 
doch die Gewißheit haben, ob jenes Gerücht auf Wahrheit be— 
ruht. Vielleicht thun wir Herrn von Schlippenbach Unrecht. 
Dein Benehmen gegen ihn in unserm Garten ist mir nun zwar 
völlig verständlich, allein ob Du im Recht gewesen bist, muß die 
Zeit lehren.“ 
Erschrocken sah Helena auf. Freilich, daran hatte sie in 
hrem Weh ja noch gar nicht gedacht. Konnte es nicht Verleumdung 
seiner Neider sein, was man über ihn berichtete? Vielleicht hatte 
sie ihm bitleres Unrecht zugefügt, und er ahnte gar nicht, warum 
sie so verletzend ihm gegenüber gewesen war! Ihr Herz krampfte 
sich zusammen bei dem Gedanken.
	        
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