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Königsmark steuerte also sogleich auf jene drei zu. Es war
ihm sehr lieb, in den Genossen des Leutnants die beiden Freunde
des Praunfalkschen Hauses zu erkennen, konnte er doch hoffen,
durch nähere Bekanntschaft mit diesen vielleicht Zutritt zum
Kreise der steirischen Familie zu erhalten und dort seine heimliche
Flamme zu finden. Zwar grollte er dem jungen Mädchen noch
heftig, aber, wollte er es sich auch nicht eingestehen, er war ver—
liebter denn je.
Nach höflicher Begrüßung wurde ihm bereitwilligst Platz
gemacht; denn alle mochten den lustigen und frischen Burfchen
trotz seiner kleinen Schwächen gern.
„Darf ich fragen,“ wandte sich Konrad an Khevenhiller,
„wie den Damen Praunfalk und Jörger der neuliche Nachmittag
bekommen ist?“
„O, vortrefflich, Herr von Königsmark, wenigstens war
Fräulein von Praunfalk zwar still und ernst wie immer, aber
nicht weiter leidend und die Damen Jörger munter und vergnügt.
Ueber Fräulein Eva kannst Du ja wohl“ — heimlich lächelnd
sah er seinen Freund Crailsheim an — „die beste Auskunft
geben. Du erzähltest mir ja, Du hättest sie gesprochen.“
Franz erwiderte den Blick in gleicher Weise. „Gewiß, ich
kann vermelden, daß ich sie nie fröhlicher und munterer gesehen
habe, als grade jetzt.“
Sollte das vielleicht eine erwachende ernste Neigung zu ihm
bewirkt haben? Junker Konrad lächelte nun seinerseils wohl⸗
gefällig; man konnte ja nicht wissen! Er hatte sie auch gestern
auf der Straße in Begleitung ihres Vaters getroffen und einen
freundlichen Gruß erhalten.
„Fraͤulein von Jörger ist wirklich eine auffallend hübsche
Dame,“ begnügte er sich aber vorläufig zu sagen.
„Finden Sie?“ fragte Khevenhiller.
.Ich bin übrigens ganz der Meinung Königsmarks,“ mischte
sich Rosen ein. „Es war uͤberhaupt ein selten schöner Aublick,
jene drei blühenden jungen Mädchen beim Einzug des Herrn
Pfalzgrafen im Erker des Praunfalkschen HausesMan wußte
wirklich nicht, welche die schoͤnste war.“
„Und welcher würdest Du den Apfel reichen?“ neckte
Khevenhiller.
Rosen, in die Herzensgeheimnisse seiner Freunde eingeweiht,
merkte die Absicht, ihn etwaäs in Verlegenheit zu bringen.