Full text: Die Schweden in Nürnberg

38 
Aufatmend nahm sie die Arbeit wieder zur Hand; denn jene 
nähte und stichelte ruhig weiter. 
„Natürlich,“ sagte Eleonore in bestimmtem Ton. „Ihr seid 
doch so bekannt mit einander, und Du erweist dem Freunde 
dadurch einen Dienst.“ 
„Ja aber,“ stotterte Eva, „ich weiß doch nicht, ob sich das schickt.“ 
„Warum denn nicht? Sieh einmal, wenn man einen 
Menschen gern hat, muß man doch alles thun, um ihm Unan⸗ 
nehmlichkeiten zu ersparen. Freilich, wenn Dir der Franz gänz⸗ 
lich gleichgültig ist, dann kannst Du es ja auch lassen. Aber es 
wäre doch schlimm, wenn er einmal ernstlich daran dächte, um die 
Hand eines hiesigen jungen Mädchens zu werben, und der Vater 
desselben machte ihm Schwierigkeiten wegen des Augsburger 
Geredes. Auch für das Mädchen seiner Wahl wäre es höchst 
peinlich, wenn man heimlich flüsterte: Das ist nun schon 
die zweite; wer weiß, ob er die nicht auch sitzen läßt! Oder: Die 
eine hat er nicht bekommen, nun versucht er's mit einer andern.“ 
Eleonores Faden war zerrissen. Langsam hob sie die Nadel 
hoch, um einen neuen einzufädeln, und sah Eva dabei an. „Aber 
ich glaube, Du hast den Franz gern, er ist ja doch Euer Freund.“ 
„Ja — er ist ein Freund — des Vaters.“ 
„Nun, siehst Du, da mußt Du ihn warnen und ihm raten, 
dem Gerede ein Ende zu machen. Was würde Dein guter, 
ernster Vater sagen, hörte er von Franz, er habe eine Liebschaft, 
wolle das Mädchen aber nur narren. Gewiß zöge er sich von 
ihm gänzlich zurück.“ 
Eva schien zu überlegen. „Wenn Du denkst,“ murmelte sie 
kleinlaut, kam aber nicht weiter; denn die Thür wurde ge— 
öffnet, und Bartholomäus trat herein. Herzlich begrüßte er die 
beiden Mädchen. 
„Ich glaube, es ist Zeit für mich, zu gehen, die Eltern er⸗ 
warten mich,“ meinte Eva plötzlich, und in dem hübschen Gesicht 
erschien wieder der energische Zug. 
Absichtlich hielt Eleonore sie nicht zurück. Sie sollte in 
Ruhe über das Gespräch und über sich nachdenken können. 
Hastig raffte Eva ihre Sachen zusammen und schied mit 
freundlichem Gruß von Khevenhiller und zärtlichem Kuß von 
ihrer Base. 
Ja, sie hatte Eile, Craisheim wollte heute kommen, und 
Eleonore hatte ihr doch gesagt, es sei ihre Pflicht, den Freund
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.