Volltext: Die Schweden in Nürnberg

J 
sie von Haus und Hof verjagt hatten; andere waren im Lager, 
hinter den Hecken an der Landstraße zur Welt gekommen, als 
Troßbuben groß geworden und von Jugend an durch eine Schule 
aller Laster und Ausschweifungen gegangen. 
Die wenigen, die etwas mehr gelernt. als die Waffe zu 
führen, konnten, selbst wenn sie willens gewesen wären, nicht zu 
hrer früheren Hantierung zuͤrückkehren; denn Handel, Gewerbe 
ind Ackerbau lagen völlig danieder. 
Wer nahm eenndlich auch einen im unstäten Kriegsleben ver⸗ 
rohten Soldaien in sein Haus auf ohne Not? 
Die Unsicherheit der Straßen gebot es daher, daß jeder, der 
zu reisen gezwungen war, sich noch ebenso schwer bewaffnete, wie 
zur Zeit vor dem sogenannten Friedensschlusse. 
Selbst in der Nähe der großen und mächtigen Städte wagte 
man sich ohne Vorsichtsmaßregeln nicht weit vor die Thore; denn 
vor Schnapphähnen und anderem lichtscheuen Gesindel, das nur 
zu gewinnen und nichts zu verlieren hatte, mußte man beständig 
auf der Hut sein. 
So Lkonnte es auch nicht wunder nehmen, daß jene beiden 
Frauen, die aus dem Frauenthore der guten alten Reichsstadt 
NRürnberg den nahen Gärten zuschritten, von einem Knechte in 
respektvoller Entfernung begleitet wurden, der einen mächtigen 
Hieber umgeschnallt halte und im Gürtel ein Pistol trug. Man 
saͤh es der kräftigen Gestalt des alten Kriegers an, daß im Ernst⸗ 
falle mit ihm schlecht Kirschen essen sein dürfte, trotzdem er auf 
dem einen Beine ziemlich stark hinkte und sich im Gehen auf seine 
Pike stützte. 
Fine breite Narbe vom linken Ohre bis zum Kinn herunter 
gab dem wetlergebräunten Gesicht mit starkem Schnurr- und 
Knebelbart einen grimmigen Ausdruck, zu dem die gutmütig 
blickenden Augen im direkten Widerspruch standen. 
Die jüngere der beiden vorausgehenden Frauen war eine 
stolze Schönheit. 
Hochgewachsen zeigte der schlanke Körper schöne Formen, die 
ein kleidsames und reiches Gewand umhüllte. Das regelmäßige 
Gesicht von gesunder, leicht gebräunter Hautfarbe war edel ge— 
schnitten. Prächtigee, braunes Haar krönte das Haupt. Die 
blauen Augen, von langen, dunklen Wimpern beschattet und von 
gleichen, vollen Augenbrauen überwölbt, gaben dem Gesicht einen 
etwas ernsten und sinnenden Ausdruck. Dennoch konnte der schön 
geformte, kleine Mund mit den blendend weißen Zähnen gar
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.