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Unterdessen saß König Wenzel wieder ruhig in seinen Erb—
landen, und kümmerte sich wenig um die Angelegenheiten
des deutschen Reiches, Klagen häuften sich auf Klagen, die
fast alle unberücksichtigt blieben, die Unzufriedenheit wuchs
daher von Tag zu Tage, er sank in der allgemeinen Ach—
tung immer mehr und mehr. Hier nur ein einziges Bei—
spiel, welches auch zugleich zeigen mag, wie leicht, und auf
welche Art und Weise damals Krieg und Fehde hervorge—
rufen worden sind.
Kaiser Karl, Wenzels Vater, war dem Herzog Stephan
von Bayern eine bedeutende Summe Geldes schuldig ge—
blieben, deren Bezahlung dieser wohl bei dem Sohne ge—
sucht, aber nichts erhalten hatte. Als nun Otto Haiden, ein
Bürger Nürnbergs und Diener Wenzels, zu Giengen eine
Summe Geldes einkassiren wollte, die wahrscheinlich ihm
bereits gehörte, legte der Herzog von Bayern Beschlag auf
dieselbe, und als die Stadt sich ihres Bürgers annahm,
klagte ihr der Herzog ab, verlegte die Straßen in Bayern,
daß man dadurch nicht sicher handeln und wandeln konnte.
Eine Menge Adelige ergriffen die erwünschte Gelegenheit,
und folgten seinem Beispiel. Ein Tag zu München, auf
dem die Angelegenheit abgemacht werden sollte, führte za
keinem Resultate. Auf einem zweiten Tag zu Ingolstadt
wurde die Sache dahin entschieden, daß sich der Rath von
Nürnberg ihres Bürgers, wegen des mit Beschlag belegten
Geldes nicht weiter annehmen sollte. Es wurde sodann
eine Gesandtschaft an den König abgefertigt, mit der Bitte,
den Herzog von Bayern zu befriedigen, damit wieder Friede,
und die Strassen frei würden.
Der Stadt Nürnberg aber ist Wenzel, wie sein Vater,
immer ein gnädiger Herr gewesen und geblieben, noch im
Jahre 1394 befreite er dieselbe von allem fremden Gerichte,
und verordnete, daß sie ewiglich beim Reiche bleiben, nicht
davon gesondert noch verpfändet werden dürfe. Die Stadt