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ebenso wenig die Cocainisierung oder Eucainisierung des Anfangstheils der
Speiseröhre mit der Rosenheim’schen Oesophagusspritze. die ich früher auch
angewandt habe.
Die Einführung nehme ich in der Weise vor, dass ich mit dem Zeige-
und Mittelfinger der linken Hand in den Mund des Patienten eingehe, den
Kehlkopf in die Höhe halte und zwischen dem Rücken meiner linken Hand
und der hinteren Rachenwand, mich immer an die hintere Wand haltend,
den geraden Tubus einschiebe. Sobald der geringe Widerstand an der Car.
tilago cricoidea überwunden ist, gelingt die Einführung unter leicht drehender,
schraubender Bewegung spielend bis zu der Stelle, wo ein Hinderniss sitzt.
Durch vorherige Sondirung hat man sich zweckmässig von der Entfernung
des Hindernisses bis zur vorderen Zahnreihe orientiert und eine dementsprechend
lange Röhre genommen. Findet sich bei der Sondierung kein Hinderniss, so
wählt man zweckmässig die längste Röhre, um bis zur Cardia vordringen zu
können und die ganze Speiseröhre abzuleuchten, Der einzuführende Tubus
muss erwärmt sein und wird mit warmem Wasser angefeuchtet, Oel und
Glycerin ist ebenso unnöthig, wie bei der einfachen Sondierung. Wichtig ist
vor allen Dingen für das Gelingen der Oesophagoskopie die Haltung des frei
herabhängenden Kopfes durch einen Assistenten,
Erwähnen möchte ich, dass in manchen Fällen die Zähne, zumal wenn
der betreffende Kranke den Mund nicht weit öffnen kann, ein Hinderniss ab-
geben können. Bei einem Falle konnte ich aus diesem Grunde das Oeso-
phagoskop nur mit Anwendung von leichter Gewalt, was immer etwas unheim-
lich ist, einführen. Der betreffende Zahn hat dabei eine noch heute sichtbare
Rinne in meinen Tubus eingegraben. In solchen Fällen muss man doppelt
vorsichtig sein und lieber, nachdem die Gegend der Cartilago cricoidea über-
wunden ist, den Mandrin herausnehmen und unter der Leitung des Auges die
weitere Einführung vornehmen, um keinen Schaden anzurichten.
Das Einzige, worüber manche Kranke Tags darauf klagen, sind Schwell-
ungen im Hals, die durch Priessnitz’sche Umschläge und Gurgeln mit Kamillen-
thee rasch schwinden.
Bei allen Fällen, bei denen wir uns nicht scheuen, eine feste Sonde ein-
zuführen, dürfen wir auch ösophagoskopieren. Die Untersuchungsmethode
darf, wenn von kundiger Hand ausgeführt, als ebenso gefahrlos angesehen
werden, wie die Cystoskopie oder die Einführung elastischer Sonden oder
Bougies, Mikulic% (cit. nach Gottstein) hat unter 400 ösophagoskopischen
Fällen 2 Todesfälle erlebt (hochsitzende. perforierte Carcinome}). Diese Unglücks-
fälle ereigneten sich jedoch in der ersten Zeit der Ausübung der Methode,
seit 4 Jahren bei 150 Oesophagoskopien nicht mehr, Ich habe bei circa 40
ösophagoskopischen Untersuchungen nie einen Unglücks- oder nur unliebsamen
Zwischenfall erlebt. Recht heruntergekommene Patienten, denen die Diagnose
Carcinom schon vom Gesicht abzusehen war, habe ich nicht öÖsophagoskopiert.
Die Voraussetzung für die diagnostische Verwerthung der Oesophagos-
<opie und für erfolgreiches therapeutisches Eingreifen ist die Kenntniss der