Volltext: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

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setzung des Wassers der Oder oberhalb und unterhalb von Breslau die gleiche 
war, obwohl der Fluss die städtischen Kanalwasser aufgenommen hatte. Das 
Gleiche wiesen Fleck und Neelsen für die Elbe bei Dresden nach, 
Als die hygienische Beurtheilung des Wassers sich nicht mehr ausschliess- 
lich auf die chemische Untersuchung stützte, sondern auch die bakterielle 
Seite berücksichtigte, sind eine Reihe werthvoller Beobachtungen gesammelt 
worden, welche deutlich für die Selbstreinigung der Flüsse auch in dieser Hin- 
sicht sprechen. Lortet und Despeigner ermittelten in dem Rhone-Wasser 
bei Lyon nur eine sehr geringe Zahl von Bakterien, obwohl dasselbe ungefähr 
100 km oberhalb die sämmtlichen Abwasser der Stadt Genf aufgenommen 
hatte. Schlatter!) fand, dass die Limmat trotz der Aufnahme des Züricher 
Kanalwassers schon nach 10 km wieder eine sehr geringe Keimzahl aufwies; 
ähnliche Beobachtungen machten Celli und Scala’) an der Tiber in Rom; 
Franks®) Untersuchungen zeigten, dass die Spree, schon ehe sie die Stadt- 
grenze von Berlin berührt, sehr reich an Bakterien ist, deren Mengen während 
des Laufes durch die Stadt noch bedeutend vermehrt werden Dagegen fällt 
die Keimzahl unterhalb der Sakrower Schleuse derart, dass sie derjenigen ober- 
3alb Berlins nahezu gleich kommt oder unter derselben zurückbleibt. 
Wie Emmerich und Brunner®) seiner Zeit auf chemischen Weg den 
Nachweis geführt haben, dass die Verunreinigung, welche die Isar innerhalb 
der Stadt München erfahren hat, schon nach kurzem Laufe aus dem Flusse 
wieder verschwunden ist, so lassen die Prausnitz’schen®) Untersuchungen, 
welche er zuerst allein und später unter Mitwirkung von E. Goldschmidt, A. 
Luxemburg, Fr. H. und L. Neumayer®) ausgeführt hat, auch in bakterieller 
Hinsicht eine unverkennbare Selbstreinigung des Flusses ersehen. Aus dem 
reichen Zahlenmaterial sei nur erwähnt, dass von den bei München im Isar- 
wasser ermittelten Keimen bei Freising bereits 72 "/o, bei Landshut sogar 92%. 
verschwunden waren. Umfangreiche Untersuchungen, welche Stutzer und 
Knublauch”’) am Rhein bei Köln angestellt haben, zeigten, dass auch 
dieser Fluss wiederholt eintretende Verunreinigungen durch anliegende 
Ortschaften oder Nebenflüsse auf relativ kurzen Wegstrecken zu beseitigen 
vermag. 
Es würde zu weit führen, die einschlägige Literatur vollständig wieder- 
zugeben, nur eines Falles will ich noch gedenken, weil bei diesem die Ab- 
nahme der Keimzahl mit grosser Regelmässigkeit erfolgte; es handelt sich um 
die relativ kleinen Flüsse Nebel und Warnow., welche ich aus besonderem An- 
') Zeitschrift für Hygiene. Bd. IN. S. 56. 
3 Sull aque de Tevere, studio dal punto de visita dell’ igiene, Roma 1890. 
‘) Zeitschrift für Hygiene. Bd. II. S. 355- 
*) Zeitschrift für Biologie Bd. XIV S. 190. 
 Prausnitz. Der Einfluss der Münchener Kanalisation auf die Isar, mit besonderer 
Berücksichtigung der Selbstreinigung der Flüsse. München 1889. 
°) Hygienische Rundschau. Bd. VII. 5. 161, 
’\ Centralblatt für allgemeine Gesundheits-Pflege 1894 S. 123.
	        
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