Full text: Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens des Ärztlichen Vereins Nürnberg

‚19 
Schimmelbusch’s Maske eingeleitet und bis zu einer Stunde und darüber 
ınterhalten wurden, wo es zu keinerlei abnormen Schleimsecretion kam. 
Erbrechen und Störung der Verdauung während und nach der Aether- 
narcose unterscheidet sich nicht wesentlich von der Wirkung des Chloroform 
Ueber den Einfluss des Aethers auf den Stoffwechsel stellte Leppmann 
‚m Laboratorium von Kast in Breslau (1899) interessante Versuche an. Er 
arachte Hunde in Stickstoffgleichgewicht und fand, dass nach mehrstündiger 
Aethernarcose zwar eine vermehrte Stickstoffausscheidung statthat, dass die 
‚etztere aber hinter den bei Chloroform gefundenen Werthen zurückbleibt. 
Er untersuchte den Harn von Menschen, die einer Aethernarcose unterworfen 
worden waren, und fand nur eine geringe Steigerung der Ausscheidung neu- 
tralen Schwefels (3°/u), während Kast und Mester für Chloroform Steigerungen 
von 155—192°% gefunden hatten. Leppmann folgert daraus, dass die Aether- 
narcose ein ungleich geringerer Eingriff auf die anatomische Organstructur 
zei, als die Chloroformnarcose, Nieren, Leber werden durch Aether weniger 
geschädigt, als durch Chloroform. Auch die Untersuchungen des Harns auf 
Ziweiss bei Hunden nach der Aethernarcose fielen negativ aus, 
Aus den bisherigen Schilderungen geht hervor, dass wir weder im 
Chloroform noch im Aether ein ungefährliches Mittel für die Narcose be- 
sitzen, Beide sind als Organgifte zu betrachten, die nur in gewissen Grenzen 
Anwendung finden dürfen, Um die Gefährlichkeit reinen Chloroforms und 
reinen Aethers abzuschwächen und doch ihre nützlichen Eigenschaften zur 
Verfügung zu haben, wurden vielfache Versuche gemacht, mit Mischungen 
derselben zu narcotisieren. So kam in Gebrauch die Wiener Mischung 
Chloroform ı, Aether 3, die englische Mischung Alkohol ı, Chloroform 2, 
Aether 3, die Billroth’sche Mischung Chloroform 100, Aether 30, Alkohol 30. 
Aus neuester Zeit stammt die Schleich’sche Mischung von Chloroform, Aether 
and Aether Petrolei. Alle diese Gemische haben den Nachtheil, dass Aether, 
Chloroform und Alkohol in Folge ihres verschiedenen Siedepunktes ungleich- 
mässig zur Verdunstung kommen. Narcotisiert man z. B. mit dem Junker’- 
schen oder einem ähnlichen Apparat, so erhält man eine Aethernarcose, die 
später durch Chloroform fortgesetzt wird, denn Aether verdunstet erheblich 
rascher, als Chloroform. Eine gleichzeitige Wirkung von Chloroform und 
Aether findet nur in sehr beschränkter Weise statt. Wir sind dabei auch gar 
nicht im Stand, abzuschätzen, wann Aether, wann Chloroform vorwiegt,. und 
wie viel von jedem dieser Mittel zu bestimmten Zeiten zugeführt wird, 
Daraus mag es auch wohl zu erklären sein, dass die Statistik der Narcosen- 
;odesfälle keineswegs zu Gunsten der Gemische spricht. 
Die sinnreichen Apparate von Kionka, Honigmann, Geppert vermeiden 
wohl den Nachtheil der ungleichen Verdunstung der Gemische, sind aber für 
die Praxis nicht verwendbar, Braun hat auf dem letzten Chirurgencongress 
einen einfachen, von ihm erprobten Apparat demonstriert, Derselbe besteht 
in einer Kuppelung von 2 Junker’schen Apparaten. Mit einem Doppelgebläs 
xann aus der grösseren Aetherflasche und aus der kleineren Chloroformflasche
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.