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Schuld. In der nächsten Zeit nach der Operation befand sich der Kranke besser,
Die Eiterung war zuweilen reichlich, dickrahmig gelb. In den Tagen vom
20.—23. November wurde das Allgemeinbefinden wieder schlechter, Die Eiterung
wurde reichlich, kothig übelriechend. Dem Sekret eine kleine Menge unverdauter
Speisetheile beigemengt. Ausserdem zeigten sich jetzt im Eiter zahlreiche, kleine,
gelbe, runde Körner, die den Actinomyceskörnern _makroskopisch glichen. Der
früher kleine abgrenzbare und etwas umgreifbare Tumor im Abdomen hatte sich
zurückgebildet; dafür war jetzt eine mehr diffuse derbe Schwellung, die dem
Zeilgewebe hinten und neben dem Colon ascendens anzugehören schien, auf-
getreten. Die mikroskopische Untersuchung der kleinen Körner ergab, dass
dieselben aus kleinen, mit einem zierlichen Keulenbesatz ausgestatteten Actinomy-
cesdrusen bestanden.
Der weitere Verlauf gestaltete sich dann ziemlich langwierig. Von Ende
November ab erhielt der Kranke innerlich Jodkali, aber die Geschwulst ver-
<leinerte sich nur sehr langsam und die Eiterung hielt, wenn auch in mässiger
Menge, beständig an. Auch etwas Koth kam zuweilen aus der Wunde zum
Vorschein. Mitte März 1894 hatte die Geschwulst noch die Grösse einer kleinen
Orange. Der Kranke aber hatte sich bis dahin sehr gut erholt und wenig mehr
über Schmerzen im Leibe zu klagen gehabt; nur hinderte ihn eine gewisse
Spannung in der rechten Unterbauchgegend an der vollständigen Streckung des
rechten Beines, Trotzdem nahm Patient um diese Zeit seine Arbeit als Stein-
hauer wieder auf. Im Laufe der nächsten Jahre stellte er sich bei mir von
Zeit zu Zeit immer wieder vor. Ich konnte mich dabei überzeugen, dass die
Geschwulst in der rechten Unterbauchgegend immer mehr zurückging und die
Eiterung auch zeitweilig in Folge Verschlusses der bis auf eine feine Fistelöff-
nung verheilten Wunde sistirte. Dabei war der Kranke bei gutem Allgemein-
befinden arbeitsfähig geblieben, Im Laufe des letzten Jahres nun hat aber das
Allgemeinbefinden des Kranken gelitten, indem Erscheinungen von Phthise auf
beiden Lungen auftraten. Die am 15. Juli 1901 vorgenommene Untersuchung
ergab folgendes: ziemlich starke Abmagerung, phthisischer Habitus, Symptome
von Phthise auf beiden Lungen. Im Auswurf reichlich Tuberkel-Bacillen und
spärlich elastische Fasern. In der rechten Unterbauchgegend eine strahlige
Narbe, 7 cm lang, 3 cm breit, eingezogen; in der Tiefe unbestimmte, nicht sehr
ausgedehnte Resistenz; am lateralen Ende der Narbe 2 cm von der Sp. a. s.
entfernt, eine kleine Fistelöffnung. Aus derselben soll sich nach Angabe des
Patienten manchmal Eiter, selten Koth entleeren. Gelbe Körner, die bis vor
2 Jahren noch beobachtet wurden. sind seitdem nicht mehr zum Vorschein
gekommen.
Die Krankengeschichte des zweiten Falles ist folgende:
Sch., Anna, 17 Jahre alt, Mühlbesitzerstochter in B. Im Juni 1900 erkrankt
unter den Erscheinungen von Peritonitis, Fieber, Schmerzhaftigkeit des Leibes in
der rechten Unterbauchgegend; nach etwa 6 Wochen Vorwölbung daselbst und
Eiterentleerung, Seitdem fortdauernde Eiterung, beträchtliche Abmagerung, fast
vollständiger Schwund der Haare.
St. pr. 14. Oktober 1900. Graziles, hochgradig abgemagertes Mädchen.
Wangen leicht geröthet. Haut ziemlich warm sich anfühlend, offenbar leichtes
Fieber vorhanden, An den Brustorganen nichts besonderes nachweisbar. Ab-
domen in seiner unteren Hälfte leicht aufgetrieben. Rechts unten besonders
auch in der Blasengegend resistent sich anfühlend, In der‘ Ileocoecalgegend
Or IPrSBelmässige etwa fünfmarkstückgrosse Wunde mit überwuchernden
a en bedeckt. Aus ihr entleert sich fortwährend rahmiger, eigenthümlich
ender Eiter: bei Druck namentlich gegen die Blasengegend strömt er
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