Volltext: Kaiser Wilhelm der Erste

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Sie mußten das einst dem ohnmächtigen Reiche entrissene Elsaß 
mit Straßburg, das deutsche Lothringen mit Metz abtreten und 
fünf Milliarden Kriegskosten bezahlen. Nachdem schon am 
28. Januar 1871 ein Waffenstillstand abgeschlossen worden war, 
wurden am 26. Februar die Friedensbedingungen vorbehaltlich 
des endgültigen Abschlusses des Friedens in Versailles unterzeichnet, 
und am 1. März hielten 30000 Mann von der Armee des 
Kronprinzen durch den Triumphbogen, den König Louis Philipp 
zur Erinnerung an die Siege Napoleons errichtet hatte, in Paris 
ihren Einzug. 
Der Kaiser verzichtete auf die Ehre, in der überwundenen 
Hauptstadt als Sieger zu erscheinen. Sein Werk in dem großen 
Kampfe war vollbracht, und er traf seine Anstalten zur Rückkehr 
in die Heimat. Am 17. März zwischen 5 und 6 Uhr nach— 
mittags traf er in Berlin wieder ein. Der erste, der ihn beim 
Verlassen des Wagens begrüßte, war sein zwölfjähriger Enkel 
Wilhelm, der jüngste Soldat des preußischen Heeres, der jetzige 
Kaiser Wilhelm II., den er besonders ins Herz geschlossen hatte. 
Mit ihm waren alle Prinzen und Prinzessinnen des königlichen 
Hauses, die verwitwete Königin Elisabeth, Generäle, Minister und 
Abgeordnete der städtischen Behörde. In tiefer Bewegung nahm 
der Kaiser die ihm dargebrachten Glückwünsche entgegen. Als er 
aber den greisen Feldmarschall Wrangel erblickte, der vor Rührung 
kein Wort hervorbringen konnte, ging er auf ihn zu und küßte 
ihn auf beide Wangen. Auf seiner Fahrt nach den Linden empfing 
ihn in allen Straßen ein endloser Jubel des Volkes. Am fol— 
genden Tage wohnte er im Dome einem Dantkgottesdienst bei, 
dann aber eilte er nach Charlottenburg, um auch hier am Grabe 
der Eltern Gott für alles Große zu danken, das er an ihm gethan 
hatte. Schon drei Tage darauf. am 21. März, wurde zu Berlin 
der erste deutsche Reichsstag eröffnet, und nachdem die inzwischen 
von der französischen Volksvertretung genehmigten Friedens— 
bedingungen am 10. Mai zu Frankfurt a. M. endgültig unter— 
zeichnet waren, erfolgte am 16. Juni unter unbeschreiblichem Jubel 
der Einzug der siegreichen Truppen in Berlin. Und bald darauf 
hielten die heimgekehrten Krieger auch in den anderen Hauptstädten, 
in Dresden, München und Stuttgart, ihren feierlichen Einzug.
	        
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