Volltext: Offizieller Bericht über die Verhandlungen des Kunsthistorischen Kongresses zu Nürnberg

Fragen wir nun, Was soll das archäologische Institut leisten? Darauf die 
Antwort: ı) Erziehung der jungen Archäologen an Ort und Stelle. 2) Sammlung 
und Verarbeitung des archäologischen Materials. 
‚Ad ı). Ein erfahrener Gelehrter führt in den Museen, er lehrt vor den 
Bildwerken Kritik, welcher Schule sie angehören, was sie darstellen , welche 
Ergänzungen daran sind, ob römische Copie oder griechisches Original, I. Dinge, 
welche auf den Universitäten nur in beschränktem Maasse, oder gar nicht gelernt 
werden können. Er leitet ferner zu selbständiger wissenschaftlicher Arbeit an. Im 
persönlichen Umgange muss er verstehen, die Einzelnen zu nehmen und nach ihren 
Fähigkeiten zu lenken. | 
Ad 2). Das Ziel ist Abbildung des wichtigsten archäologischen. Materials und 
Jessen kritische Verarbeitung. Die Hauptaufgabe, ein Corpus Statuarum heraus- 
zugeben, hat noch nicht erledigt werden können. Aber es sind die Sarkophage, 
Terracotten, etruskischen Spiegel und Urnen publiziert. Allc diese Publikationen 
werden, wie die Zeitschriften, von Berlin aus geleitet. Ausgesprochenermassen ist 
durch die Berliner Zentral-Direktion eine Zentral-Organisation aller archäologischen 
Arbeit überhaupt erstrebt. 
Damit haben wir ein Bild vom archäologischen Institut gewonnen und wollen 
lasselbe im Gedächtnis behalten für die folgenden Ausführungen, in denen wir auf 
las kunstgeschichtliche Institut übergehen. 
Welches sind die wichtigsten Aufgaben, die dieses zunächst zu verfolgen hätte, 
und wie sind dieselben in Angriff zu nehmen ? 
Das archäologische Institut hat klein angefangen. Das wird auch für uns 
das Richtige sein, damit die Einrichtung des Instituts nicht von vornherein vor- 
geschrieben ist, sondern dasselbe eine sich aus den Verhältnissen ergebende natür- 
liche Entwicklung nimmt. 
Das Hauptgewicht müsste zunächst wohl auf zwei Dinge gelegt werden: 
ı) Anschaffung einer möglichst vollständigen kunsthistorischen Bibliothek und einer 
zrossen Abbildungssammlung. 2) Anstellung eines Gelehrten, der in der Florentiner 
Denkmälerkunde und der einschlägigen Litteratur gründlich zu Hause ist. 
Dafür sind folgende Gründe anzuführen: Zwei Kategorien werden das Institut 
hauptsächlich in Anspruch nehmen, fertige Gelehrte und junge Leute, welche an 
ihrer Ausbildung arbeiten. 
Der Gelehrte, welcher nach Italien kommt, muss zu seinen historischen und 
vergleichenden Studien im Lande selbst eine Fachbibliothek und eine. Abbildungs- 
Sammlung an der Hand haben, welche er jeden Augenblick erreichen, oder 'zu der 
er wenigstens ohne grosse Mühe und Zeitverlust gelangen kann. Der. Leiter des 
Instituts muss ihm bei der Arbeit mit seiner Ortskenntnis, der Kenntnis der ein- 
schlägigen Verhältnisse, mit seinen Beziehungen zu Behörden und Privatpersonen 
behilflich sein können. 
Der Italien bereisende junge Kunsthistoriker hat in der Regel das Doktor- 
examen schon hinter sich, jedenfalls aber hat er einige Semester Kunstgeschichte 
gehört und in den kunstgeschichtlichen Seminarien gearbeitet, denn gleich zu Anfang 
wird niemand nach Italien gehen. An einigen grossen Universitäten haben die 
Studierenden zwar schon in den Sammlungen der betreffenden Städte viele Originale 
vor sich gehabt, aber einen einheitlichen Begriff der Kunst einer Epoche, des wahrhaft 
Organischen derselben, haben sie noch nicht erhalten. Das ist erst möglich vor der
	        
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