46 Arosa und mein Bergleben.
musikstudierender Schweizer, Künstlerblut. „O,
mein Heimatland, o, mein Heimatland, wie so
innig, feurig lieb ich dich, schönste Ros’!“ so
klingt’s aus seiner Seele, die oft so seltsam be-
wegt, nach versöhnlichen Accorden ringen mag.
Hier lagert eine liebe Basler Familie, hier eine
Frau Professor mit ihren Töchtern, dort eine
junge Dame aus dem italienisch redenden Poschiavo.
Da auch mit ihrem kleinen Hannerle eine wohl-
ehrwürdige junge Frau Pfarrer, die mein Freund
zur Schwiegermutter sich ausersehen, und mit ihr
eine lustige Züricherin, ein langjähriger Gast des
Seehofs, dort auch eine Familie aus Schottland,
die deutsch spricht und sehr lieb und nett im Um-
gange ist. Mit ihnen ist ein alter Frankfurter; er
will kein Preusse sein und nennt sich mit Resig-
nation einen annektirten Republikaner. Man sieht
ihn immer mit seiner Schwester, der Schottin, zu-
sammen. Es ist etwas Rührendes in diesem herz-
innigen Verhältnis der Beiden, wenn sie so ehr-
würdig mit einander hinschreiten und das Bild der
alten Tage träumend durch ihre Seele zieht.
Zu allen gesellt sich, „Mutting‘“ am Arme, eine
vornehme, lebensfrohe Berlinerin.
Da finde ich eben eine der herrlichen Orchideen
mit karmesinroter, gedrungner Blütenähre und
köstlichem Duft, von den Schweizern Männertreu
genannt. Marie, die Kellnerin, meint schalkhaft,