Schwank: Eulenspiegels Disputation mit einem Bischof ꝛe 41
Die viel lasen in Heil'ger Schrift
Und löschten aus der Ketzer Gift,
Suchten allein die Gottesehr'
Und die Liebe ihres Nächsten mehr
Denn ihren eignen Ruhm und Nutz,
Ohn' allen Neid, Zorn und Trutz.
Die sind fast alle gen Himmel gefahren
Und jetzund piel Vrillen ersparen.
Die alten Pfaffen, so noch leben,
Und die alten Münche daneben
Haben ihre Horas und Gebet'
So lange getrieben früh und spät,
Daß sie es alles können auswendig,
Bedürfen keiner Brillen behendig;
Desgleichen der jungen Mönche Haufen,
So jetzt aus den Klöstern laufen
Und hin und wieder ein Handwerk lernen,
Sich gleich wie andere Laien nähren,
Die bedürfen auch der Brillen nicht,
Darum mein Handwerk ist entwicht!;
Desgleichen auch Fürsten und Herrn
In deutschen Landen weit und fern
Benutzen jetzt auch Brillen nicht.“
Der Bischof.
Der Bischof sprach: „Mich des bericht',
Warum bedürfen sie der Brillen nit?“
Eulenspiegel.
Er antwortete: „Sie haben die Sitt',
Daß sie nur durch die Finger sehen.“
Der Bischof.
Der Bischof sprach: „Wie kann das geschehen?
Die Fürsten haben groß Hofgesind',
Auch sind ihre Amtleute rasch und geschwind,
Durchtrieben, aller Schalkheit voll,
Bedürfen ja scharfer Brillen wohl,
1 Unnütz, nichts wert.