Der Jungbrunn.
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Da war in Summa Summarum
Ein Husten, Räuspern und ein Kreisten!,
Ein Achzen, Seufzen und ein Feisten?,
Als ob's in einem Spitale wär'.
Zwölf Mann waren bestellet her,
Die allen Alten, die sie funnen?,
Sollten helfen in den Jungbrunnen.
Die thäten sich alle verjüngen.
Nach einer Stund' mit freien Sprüngen
Sprangen sie aus dem Brunnen rund,
Schön, wohlgefarb, frisch, jung und gesund,
Ganz leichtsinnig und wohlgeberig;,
Als ob sie wären zwanzigjährig.
Sobald sich eine Rotte verjünget fein,
So stieg danach eine andre ein. —
Da dacht' ich mir im Schlaf fürwahr:
„Alt bist du zweiundsechzig Jahr,
Dir fängt's an zu fehlen an Ohr und Gesicht;
Was zögerst du, daß du auch nicht
Wohl bald in dem Jungbrunnen sitzest,
Die alte Haut auch von dir schwitzest?“
Abzog ich alles mein Gewand
(Daͤuchte mich im Schlaf allda zuhand ),
Ich stieg in den Jungbrunn, zu baden,
Abzuspuͤlen des Alters Schaden.
Bei dem Einsteigen ich erwacht',
Meines Verjüngens ich selber lacht',
Dachte mir: „Ich muß nun bei meinen Tagen
Die alte Haut mein Lebtag tragen,
Weil kein Kraut auf Erden ist gewachsen,
Heut' zu verjüngen mich, Hans Sachsen.“
Kreißen, heftige Schmerzen äußern.
Pusten.
Fanden.
Piit anmutigen Gebärden.
Sogleich.
Hans Sachs Ausgewäülte Gedichte
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