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Hans Sachs.
Sprach er mit uns, verwies uns unsre Art,
Bei Wahlen vorzugehn, die er pedantisch,
Einseitig nannte, das Talent verschüchternd;
Und alles deshalb, weil wir einem Burschen,
Den er in Schutz nimmt, Puschmann heißt der Schuft,
Ein armer Schlucker, der seit Monden schon
Das Gnadenbrot in seinem Hause ißt —
Die Aufnahm' weigerten. Allein ich meine,
Ich hab's ihm derb genug gesagt, gewiß —
Er wagt den Spaß zum zweitenmal nicht wieder.
Zu Schanden hab ich ihn gemacht, daß er dran denkt,
So lang er lebt. (Im Tone des Vertrauens.)
Er hat vor ein'ger Zeit
Mir heimlich eine Dichtung übergeben,
Daß ich ihm meine Meinung drüber sage.
Die hab ich denn zur Sprache heut gebracht
Und ihm im Angesichte der Versammlung
Die groben Fehler, die ich drin gefunden,
In starken Zügen, und mit Spott versetzt
So wirksam vorgehalten, daß ringsum
Ein laut Gelächter ausbrach, und der Schuster,
Am ganzen Leibe zitternd, atemlos
Und bleich vor Scham und Zorn wie ein Gespenst,
Den Saal verließ.
Jakob (ihm die Hand reichend). Ihr seid ein Ehrenmann!
(Heimlich.)
Wir haben — unter uns gesagt — uns auch
Verbunden, einen Possen ihm zu spielen;
Denn keiner kann ihn leiden, weil er stets
So vornehm thut, hochweise Reden führt,
Ja sich sogar in seinen dummen Schwänken
Zum Richter unsers Thuns und Handelns macht,
Und immer anders ist, als wir es sind;
Er hält sich immer gern allein, vermeidet
Fast, wie es scheint, Zusammensein mit uns,
Und wenn er's denn durchaus nicht ändern kann,
Zieht er dabei so wichtige Gesichter,
Daß mir der Grimm in alle Finger fährt.
Zweiter Meistersänger (nach außerhalb blickend).