Volltext: Hans-Sachs-Forschungen

A. LI. Stiefel, 
daut, oder sich sonst auf dem Gebiete des Hans Sachsstudiums 
umgethan hat. Belege hiefür werden sich weiter unten ergeben. 
Sein Mangel an kritischem Blick bekundet sich darin, dafs er 
vollkommen beherrscht und befangen erscheint durch den ein- 
seitigen Eindruck, welchen einer der Beiträge, derjenige des 
Berliner Privatdozenten Max Herrmann, auf ihn ausübte. Von 
dessen Anschauungen geht P. aus, ihm steht er kritiklos gegen- 
über, zu ihm schaut er wie zu einem höheren Wesen empor, 
seine Aussprüche sind ihm Orakel. Ja, es sieht so aus, als 
ob die ganze Rezension nur zu dem Zwecke ge- 
schrieben sei, um eine Apotheose des Gefeierten 
zu inscenieren, wobei alle anderen Beiträge der 
Festschrift nur als Folie dienen. In dem ganzen M. 
Herrmann gewidmeten Teil der Besprechung -— fast !/3 des 
Ganzen — findet sich kein Wort, kein Hauch des Tadels und doch 
mufste der Panegyriker wissen, dafs vor einiger Zeit der Hans 
Sachs-Forscher Karl Drescher in einem Artikel der Zsch. 
Euphorion „mit grofsem Scharfsinn, mit unerbittlicher Con- 
sequenz“, „auf Grund der genauesten Statistik und eindringendster 
Kritik“ Herrmanns Arbeit, wenn nicht als ganz wertlos, so doch 
in das Licht „allseitiger Ergänzungsbedüiftigkeit‘“ gestellt hat und 
Petzet weils es, „nichts hat eben so zwingende Beweiskraft wie 
Zahlen, wenn sich ihrer. ein scharfsinniger unpartelischer Geist 
bedient.“ P. wufste ferner, dafs Herrmann die Arbeit nicht 
allein, sondern nach eigener Angabe (s. Festschr. S. 407) nur 
unter Beihilfe von fünf Hörern zu stande bringen konnte. 
Warum zollt der Rezensent den Herren C. Alt, E. Cassirer, 
F. Düsel, R. Klahre und H. Stockhausen nicht den ihnen ge- 
bührenden Anteil an dem Lobe? 
Es lag und liegt mir ferne, die Thätigkeit eines meiner 
Mitarbeiter herabsetzen zu wollen, aber der Verhimmelung gegen- 
über die sich Petzet leistet, mufs ich im Interesse der Wahrheit 
Einspruch erheben. Arbeiten wie die Herrmanns (Stichreim und 
Dreireim bei Hans Sachs und anderen Dramatikern des 15. und 
16. Jahrhunderts) sind ja notwendig und die seinige ist in ihreı 
Art, trotz vieler Mängel, gewifs verdienstlich, aber das darf nicht 
abhalten, daran zu tadeln, was entschieden Tadel verdient und 
das ist, mehr als alles Andere,.der scharf agressive oft bis zur 
Unbescheidenheit gesteigerte Ton. Herrmann bedarf selbst der 
Nachsicht, die er Mitforschern zu versagen geneigt ist. Drescher 
hat dies gezeigt und ich füge noch hinzu, dafs Herrmann z. B. 
übersehen hat, dafs bereits 1890: F. W. Thon in seiner Hans 
Sachs-Dissertation (S. 47—50) über den Dreireim gehandelt, ein 
Faktum, das P. natürlich gleichfalls nicht wufste. Was sagt dieser 
aber zu dem längst von Anderen gerügten Ton seines Helden? 
„Ohne Überhebung, aber schonungslos vernichtet Herrmann, 
die Behauptung Minors u. s. w.“ Ohne Überhebung ? Das. ist
	        
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