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dieselbe Zeit an mehrere Mühlenbesitzer der Rheinprovinz und West—
falen seilens eines Hauses in Rotterdam Offerten von Kunstmehl,
welches unsere Kollegen sofort der Behörde zur Untersuchung übergaben.
Dieses Kunstmehl stellte sich als reiner Schwerspat heraus und wurde
von Holland nach Deutschland angeboten. Dr. Erdmann aus Han⸗
nover sah sich veranlaßt, auf Grund einer ihm von einem dortigen
Bäckermeister gemachten Mittheilung einen langen Aufsatz über dieses
Verfälschungmittel zu veröffentlichen und zwar in der Gartenlaube,
um das Publikum vor Mehlverfälschungen zu warnen. Ich versäumte
nicht sofort einen Artikel an die Gartenlaube zu richten, um zu beweisen,
wie wenig berechtigt die Verdächtigungen des Herrn Dr. Erdmann seien
und ersuchte die Gartenlaube, diesen Artikel aufzunehmen. Trotzdem aber
Herr Dr. Sellnick sich wiederholt zur Redaktion der Gartenlaube begab
und um Aufnahme der Berichtigung gebeten, hat sich die Redaktion nicht
dazu verstanden. Ich hatte von einem Blatte, welches Aufklärung in
die Welt schicken will, ein anderes unparteiischeres Verfahren erwar—
tet. Doch das sei nur nebenbei erwähnt. Aber was ich heute wünsche,
ist, daß Sie mit mir der Entrüstung Ausdruck geben über die Ver—
dächtigungen unseres Gewerbes und daß, sollte jemals einer sich ver—
leiten lassen, von einem solch verbrecherischen Mittel Gebrauch zu ma—
chen, Sie sich mit mir einverstanden erklären, daß er in unserer Mitte
niemals mehr erscheinen dürfte; theilen Sie diese Meinung, so bitte
ich Sie, dieses durch Erhebung von Ihren Sitzen kundzugeben. (Die
Versammlung erhebt sich.)
Ich danke Ihnen, meine Herren.
Es erfolgte endlich ein 5. Beschluß der Generalversammlung auf
Antrag des Herrn Lehmann-Liebsgen. Derselbe beantragte, „die Ge—
neral-Versammlung erklärt, daß sie die Gründung von Alters-, Ver—
sorgungs- und Sterbekassen für Müllergesellen, innerhalb des Ver—
bandes für notwendig erachtet und überweist ebenso den bezüglichen
vorigjährigen Antrag des Dr. Sellnick als den diesjährigen des Herrn
Lehmann dem Vorstande mit dem Auftrage das weitere behufs Aus—
führung einzuleiten.“
Es hat diese sehr schwierige Frage sowohl den Ausschuß als den Vor—
stand des Verbandes beschäftigt und Herr Woltersdorf hat es übernommen,
darüber heute einen speziellen Vortrag zu halten, auf den ich Sie ver—
weise. Schließlich erfolgte noch der Beschluß auf Antrag des Herrn
Rosiny: „stets einen freien Tag zwischen den beiden Generalver—
sammlungstagen zur Besichtigung und Beurtheilung der etwa ausge—
stellten Maschinen u. s. w. zu lassen.“
Sie haben gesehen, daß diesem Antrage entsprochen worden ist,
dm morgen nach unserem Proaramme keine Verhaudlungen statt—
n.
Inzwischen ist auch der auf der letzten Generalversammlung in
Aussicht gestellte Vertrag mit der ee —— Ver⸗
sicherungsgesellschaft vereinbart worden und seit dem 1. Juli in Kraft
getreten. Was die in den vorausgegangenen vier Jahren gemachten
Erfahrungen uns gelehrt haben, ist dabei be rücksichtigt worden. In
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