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Grosse Schwierigkeiten hat von je das Hüftgelenk geboten. Hier sind
die Operationserfolge besonders schlechte. Das Gelenk ist sehr schwer zu-
gänglich, es geschieht deshalb hier ganz besonders leicht, dass tuberkulöses
Gewebe zurückbleibt und Nachoperationen nothwendig werden. Die Operation
muss aber auch stets ein beträchtliches Stück Knochen opfern und es bleibt
eine mangelhafte Verbindung des Oberschenkels mit dem Becken zurück, so
dass das Bein. bedeutend an Tragfähigkeit verliert. Ist schon so das augen-
blickliche Resultat ein wenig befriedigendes, so wird dasselbe noch getrübt
dadurch, dass das Bein späterhin geschont wird und bei Kindern ganz
veträchtliche Entwicklungsstörungen bemerkbar werden. Sämmtliche Knochen
des Beins bleiben dünner und kürzer in Folge der Schonung. Diese schlechten
Erfolge der Operation haben dazu geführt, dass gerade hier die Operation
fast ganz verlassen und das unblutige Verfahren am meisten ausgebildet
worden ist. Dasselbe hat in der That überraschend gute Erfolge ergeben,
50 dass es wenigstens bei jüngeren Leuten und nicht zu bedeutenden Zer-
störungen im Gelenk den Vorzug vor der Operation verdient.
Das Kniegelenk bietet von allen Gelenken die besten Verhältnisse für
die Operation, Dasselbe kann vorzüglich zugänglich gemacht werden, so dass
man hier fast stets der Forderung genügen kann, das Tuberkulöse im Gesunden
herauszuschneiden mit Vermeidung einer Verunreinigung des Operationsfeldes
durch tuberkulöse Massen. Ausserdem wird hier eine Verödung des Gelenkes
und die geringe Verkürzung durch die Resection am wenigsten die Gebrauchs-
fähigkeit des Gliedes stören. Hier wird man nur bei Kindern conservativ
verfahren, sonst aber stets die Pflicht haben, den Krankheitsherd sobald als
möglich aus dem Körper zu entfernen.
Am Fusse bietet ebenfalls die unblutige Behandlung wenig ermuthigende
Erfolge, auch hier ist radicale Entfernung des Krankheitsherdes (Kinder aus-
genommen) am Platz,
d) Constitution des Kranken, Guter Ernährungszustand wird uns zu
conservativer Behandlung ermuthigen. Reduction des Ernährungszustandes
zwingt uns zu raschem Eingreifen, Ebenso wird uns das Vorhandensein von
anderen tuberkulösen Herden im Körper zur Operation veranlassen. Die Ent-
jernung des tuberkulösen Herdes kann sogar einen günstigen Einfluss auf be-
stehende Lungenerkrankungen ausüben.
Gelenktuberkulose bei nicht erblich Belasteten verläuft im Allgemeinen
leichter. Ebenso bietet die in Folge eines Traumas entstandene Tuberkulose
Aussicht auf günstigen Verlauf,
Die allgemeinen Gesichtspunkte, welche wir im Vorstehenden für unser
‘herapeutisches Handeln gewonnen haben, sind:
1) Die Tuberkulose des Kindesalters bis zur Pubertät eignet sich aus-
schliesslich zur conservativen Behandlung.
2) Die tuberkulösen Knie- und Fussgelenkentzündungen bei Erwachsenen
sind zu operieren sobald die Diagnose feststeht.