heil vor Inkrafttreten des Bürgerlichen Gesetzbuches, somit zur Zeit unserer Er—
— d und Miethszeiten am 1. Februar 2c. festgesetzt waren, so daß
dieser Tag im Interesse eines klaren Einblicks in die Ausgabenwirthschaft der
Nürnberger Arbeiterschaft besser gewählt erschien, als ein Beginn der Arbeit mit
dem Jahresanfange.
o eeensh, sich an den Erhebungen zu betheiligen, entsprach zuerst
eine auffallend große Anzahl von Nürnberger Arbeitern, gegen 800. Aber trotz aller
Aufforderungen und Anregungen sank deren Zahl von Monat zu Monat, mehr
als 900,, derjenigen, die für den Monat Februar 1899 sich ein Haushaltungsbuch
vom Arbeiter-Sekretariate hesorgen ließen, hatten in den letzten Monaten der
Erhebungsperiode aufgehört, die Aufzeichnungen über ihre Einnahmen und Aus⸗
gaben dem Arbeiter-Sekretariate zur Verfügung zu stellen. Es wäre verfehlt, all
diesen hieraus einen Vorwurf zu machen. Soziale und andere, nicht in der Person
des Einzelnen liegende Gründe waren da manchmal ausschlaggebend oder wirkten
mit. So wurden einzelne zum Militär eingezogen oder zu militärischen Uebungen
einberufen, andere veränderten ihren Wohnsitz, sie verließen wegen Arbeitsmangel
oder behufs Verbesserung ihrer Stellung Nürnberg, wieder andere verreisten auf
einige Wochen und die hieraus resultirenden, sowie andere Ursachen der Nicht—
eintragung verhinderten die Fortsetzung der Arbeit. Manchmal führten auch die
Eintragungen zu häuslichen Zwistigkeiten und in Folge dessen zur Aufgabe der
Mitarbeit. Vielfach hing das Aufgeben der Eintragungen auch mit Stimmungen,
Mißmnuth wegen Arbeitslosigkeit, haͤuslichem Unglück, Todesfällen zusammen. Oft
waren auch in Folge Vergeßlichkeit, Nachlässigkeit, Verlust des Buches und ähnlichen
Ursachen die Eintragungen für einige Tage unterblieben, so daß dann auf die
Fortsetzung derselben Verzicht geleistet wurde. Aber neben all' diesen Ursachen
darf auch nicht die verschwiegen werden, daß Vielen diese täglichen Eintragungen
zu langweilig wurden. Mag dies auch nicht zu entschuldigen sein, so wird es doch
milder beurtheilt, wenn man sich in die von Arbeit übermüdeten Menschen hinein—
denkt, die nach ihrer aufreibenden Thätigkeit von Morgens früh bis Abends spät
abgespannt, apathisch widerwillig gegen Alles werden, was ihnen noch zugemuthet
wird; man denke da vor allem an fo viele Arbeiter, die zu Ueberstunden gezwungen
werden und für nichts anderes als für den Schlaf Sinn und Stimmung übrig haben.
Von den für das ganze Jahr vorliegenden Haushaltungsbüchern waren aber
wiederum eine Anzahl auszuscheiden, die durch zu viele Kollektivposten und andere
Mängel eine Verarbeitung nicht empfehlenswerth erscheinen ließen. Wohl gilt
dies nicht für alle nicht bearbeitete Bücher, einige wurden auch zurückgestellt, um
die Arbeit zum Abschluß zu bringen, ein— Verwerthung derselben könnte noch ins
Auge gefaßt werden.
Aber außer diesen liegt ein überaus reichhaltiges Material noch vor und
zahlreiche, sich auf 4, 6, 8, 10 Monate beziehenden Haushaltsrechnungen. Wer
weiß, daß die meisten vorliegenden Resultate von Haushaltsrechnungen, die in
Berichten der Gewerbe⸗- und Fabrikinspektoren, in der Arbeiterpresse und in der
sonstigen Litteratur, auch in der wissenschaftlichen publizirten, lediglich auf Auf—
zeichnungen beruhen, die sich blos auf Wochen oder Monate beziehen, der wird eine
Erklärung fordern, warum nach Ansicht des Verfassers dieses Maͤterial ungenutzt
bleiben soll. Man wird umsomehr eine Stellungnahme zu dieser Frage fordern
können, als die letzte Publikation über Haushaltungs-Rechnuͤngen, die, wie aus dem
folgenden Titel genau ersichtlich ist, mit allen wissenschaftlichen Ansprüchen auftritt,
lediglich auf Aufzeichnungen beruht, die sich auf zwei Monate beschränken. Der Titel
dieser Arbeit ist: „Beiträge zur Sozialstatiftik der deutschen Buchdrucker von
Dr. phil. Walter Abelsdorff, technischer Assistent der Hamburgischen Gewerbe⸗
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