12 Ein Fastnachtspiel. des Hanz Folz und seine Quelle.
bestimmt. Über den Inhalt des fehlenden Schlusses kann man
höchstens nicht zu erweisende Vermutungen aufstellen. Vielleicht
folgte — die letzten Verse. legen dies nahe — eine Prügelei der
Streitenden, wie im Fastnachtspiel Nr. 67, die auch wie dort von
einem hinzukommenden Richter beendigt wurde.
Noch ein Wort über die Abfassungszeit des Stückes. Nach
Keller (B. III, S. 1076) sollen die ersten 40 Stücke seiner Samm-
lung, darunter auch das vorliegende, nicht später als 1486 ver-
fafst sein. ‘ Lier ‘hat die Richtigkeit dieser Angabe angezweifelt,
aber meines Erachtens ohne rechten Grund. Der Steinhöwelsche
Äsop kann nicht‘ vor 1476, und. wird etwa 1480 erschienen sein,
sohin ist unser Stück wahrscheinlich zwischen 1480 und 1486 ent-
standen.
Dieses Spiel des‘ Hans Folz gehört zu seinen besseren und
ist jedenfalls ‚eines seiner anständigsten. Sieht man von einem
unflätigen Ausdruck auf S. 89 und.einem zweiten auf S. 90 ab,
so könnte es. H. Sachs geschrieben haben; wie es denn mehr als
irgend ein anderes Stück des barwirers sich der Weise des jün-
geren Dichters nähert... Will man es mit einem Spiel des H. Sachs
vergleichen, so wähle man aber nur nicht das sonst in der Idee
ihm nahestehende fünfte (Vom. Buler, Spieler und Trinker), der
Vergleich dürfte zu Ungunsten des ehrsamen Schuhmachers aus-
fallen. Eine mifsverstandene Vorlage hatte hier Sachs zu der
Geschmacklosigkeit verführt, ein Wortgefecht im scholastischen
Stile statt einer frischen, fröhlichen Faschingshandlung aufzufüh-
ren. Man wähle vielmehr eines jener Spiele, wo Sachs gleich
Folz Bauern zu Trägern der Handlung wählte, z. B. Nr. 41. oder
Nr. 62, dann wird man erkennen, wie gewaltig Sachs seinen Vor-
gänger überragte. Dals dieser übrigens vielfach sein Vorbild,
sein Lehrer war, ist bekannt genug. Gewifs hat Sachs ihm auch
die Behandlung der Bauern, der Dorfscenen abgelernt. Beachtens-
wert. ist endlich noch, dafs Folz schon mehr als ein halbes Jahr-
hundert vor Hans Sachs eine von diesem letzteren so ausgiebig
benutzte Quelle, den Äsop des Steinhöwel, und — was jener so
oft gethan — zu einem Fastnachtspiel benutzt hat.
Nürnberg. - A. L. Stiefel.
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