Volltext: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

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ahnlichen Aufbau hat der Grabstein des Lorenz von Bibra. Von dem 
wird noch die Rede sein. 
Wie die Baurechnungen zeigen, hatte der Meister 1494 für den 
Dom zu Würzburg ein Sakramentshäuschen geliefert, das bis an das 
Gewölbe reichte und mit großen und kleinen Heiligen verziert war. 
Leider ist es bei einer Modernisierung des Domes 1701-1703 abge— 
tragen worden, so daß heute kein Stück davon mehr übrig ist. Es 
hätten sich interessante Vergleiche zum Lorenzer Tabernakel in Nürnberg 
ziehen lassen. Ob die Sakramentshäuser zu Ochsenfurt) und Hei— 
dingsfeld'), für welche Orte Tilmann thätig war, von seiner Hand 
stammen, bedarf noch einer genauen kritischen Prüfung. 
Wenn in den Gewändern der Figuren an der Marienkapelle zu 
Würzburg noch harte Brüche vorherrschen, so tritt doch schon ein 
Streben nach größern Gewandmotiven hervor. Einzelne willkürlich 
gewundene Bausche erinnern wieder an Stoß. Der Christus im Ge— 
wande ist schön gebildet, doch besitzt er etwas von einer Källe und 
Glätte, die ich immer beim Anblicke des Christus von Thorwaldsen in der 
Friedenskirche zu Potsdam empfinde. 
1499 erhielt der Meister vom Bamberger Bischof Heinrich Groß 
von Trockau den Auftrag, ein Grabmal für die Gebeine Kaiser 
Heinrichs II. und seiner Gemahlin zu verfertigen. In Form der in Deutsch— 
land seit Mitte des zwölften Jahrhunderts vorherrschenden Hochgräber, 
war dieses Grabmal erst 1513 in Solenhofer Stein, der dem Marmor 
ähnelt, vollendet und im Bamberger Dom aufgerichtet'). Auf der hohen 
Tumba ruhen die im Hochrelief gebildeten Figuren des Kaisers und 
seiner Gemahlin, von gotischem Baldachin bekrönt. In leichter und 
liebenswürdiger Weise erzählen fünf, an den Seiten des Grabmals 
befindliche Reliefs Ereignisse aus dem Leben beider. In den feinen, 
anmutigen Gestalten zeigt Tilmann eine meisterhafte Technik und einen 
) Das Tabernakel war früher im Chor aufgestellt. 1778 wurde es in das 
Schiff versetzt. Nach Weber soll der ganze Bau sehr gelitten haben, und manche 
Figuren sollen fehlen. Auch dieses Werk wurde stark bemalt, und die aotischen 
Ornamente wurden größtenteils vergoldet. 
2) Das Tabernakel zu Heidingsfeld, das Scharold (Arch. d. hist. Vereins in 
I. u. A., p. 6. 8. 152) dem Tilmann zuschrieb. weist nach Weber durchaus nicht 
auf den Meister hin (p. 17). 
2) Da a. 1500 Tilmann 100 fl., a. 1501 20 fl. für seine Arbeit erhielt, schloß 
Dr. Häutle, das Monument sei 1501 schon vollendet gewesen. Wie jedoch aus der 
Kammerrechnung hervorgeht, ist das Grabmal erst 1618 im Dome aufgerichtet.
	        
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