Volltext: Adam Krafft und die Künstler seiner Zeit

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dem Genie unsers Dürer. In jener Zeit durfte man eben unbe— 
kuͤmmert antike Scenen in deutscher Auffassung darstellen. 
Barbaris Einflüsse klingen auch in spätern Werken, wo es be— 
sonders auf figürliche Darstellungen ankommt, leise nach. Vor allem 
war es das Studium des Nackten im antiken Sinne, worauf Barbari 
die Blicke Vischers gelenkt hatte; jetzt ward seine Neigung zum Alter— 
tum so groß, daß er antike Scenen zur Darstellung brachte. Ob er 
jedoch Kompositionen wie Orpheus und Eurydice selbst entwarf, oder 
ob er nach Zeichnungen und Stichen Barbaris goß? Ich möchte mich 
für das letzte entscheiden, da die Verwandtischaft mit Barbari zu 
auffallend ist, und Peter Vischer kaum die schöne Gestalt des Orpheus 
in so antikischen Formen hätte zeichnen können. Daß er hier und da 
nach seinem Sinne umänderte, ist selbstverständlich. Das Relief mit der 
Darstellung des Orpheus und der Eurydice im Besitze des Herrn 
Dreyfuß in Paris hat große Ähnlichkeit mit den Formen Barbaris. 
Charles Ephrussi) konnte sogar verleitet werden, das Relief für eine 
Arbeit des Jacopo zu halten. Das darauf befindliche Monogramm 
der beiden aufgespießten Fische“), das fälschlich von Ephrussi für den 
Caduceus Jacopos angesehen wurde, hebt aber jeden Zweifel darüber 
auf, daß Vischer das Relief gegossen hat?). Ephrussi will auch darin 
eine Verwandtschaft mit Dürers Adam und Eva von 1504, wenn 
nicht in der Komposition, so doch im Stile der Figuren erkennen. 
Meines Dafürhaltens ist diese doch recht äußerlich. Barbari wirkte 
auch auf Dürer ein, wie mehrere seiner Blätter bezeugen, und gewisse 
Motive, die Vischer entlehnte, wiederholen sich in der Renaissance; 
deshalb wird man auch bei Dürer ähnliche finden. Eine Wiederholung 
des Reliefs ist die Berliner Plaquette mit der gleichen Darstellung, 
worauf auch wieder die aufgespießten Fische Vischers, nicht etwa der 
Caduceus Barbaris, zu erkennen sind. 
) Gazette des beaux arts 1876, Ie 2e, période 183. 
2) Das Monogramm mit den beiden aufgespießten Fischen kommt auch auf 
der Inschriftstafel des im Besitze des Mr. Fortnum befindlichen Tintenfasses vor, 
daneben liest man Pu. V und unter der Basis 1525 mit dem Meisterzeichen 
(p. 118). In der nackten weiblichen Figur zeigt Vischer dasselbe Bestreben, die 
Antike nachzuahmen. 
) Abgebildet in der Gazette des beaux arts 1876, Ile, période 18. 
) Nach Kraus: Kunstdenkmäler in Baden III, p. 105, befindet sich in der 
Gemäldegallerie der frühern Benedictiner-Abtei St. Blasien eine ähnliche Relief— 
platte, Orpheus und Eurydice darstellend, mit dem Monogramm Peter Vischers 
abgebildet in der Zeitschrift für bild. Kunst XIX, Fig. 5).
	        
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