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von Schwertern hundertfach bedroht, ein Fähnlein aus
der Mitte der bayerischen Haufen.“
„Jesus Christus!“ rief Gertrud zusammen—
schaudernd; aber ein Blick des gespannt aufhorchenden
Vaters ließ sie verstummen und Gerhard fuhr fort:
„Es lief auch nicht ohne ab, dieses Wagniß, sie
vertheidigten wacker ihr anvertrautes Panier und
meine Brust könnte so manches Zeichen davon auf—
weisen. Durch den Sieg am Lech war uns der Weg
nach München gebahnt, und im April dieses Jahres
zog unser Regiment in der Residenz des stolzen Kur—
fürsten, in den Hort der Liga und des katholischen
Glaubens, ein. Alles war jetzt überwunden, kein
Feind wagte mehr, den schwedischen Waffen sich gegen—
über zu stellen und so blieben wir außer Arbeit ge—
setzt; erst hier soll der Tanz von Neuem losgehen.“
„Pfui, Gerhard, welche abscheuliche Reden!“
schmollte das Mädchen, aber der Alte rief begeistert:
„Schweig, Gertraud und rede mir nicht in solche
Sachen!“ Und zu seinem Pathen gewendet, sprach
er: „Bravo, Junge! Du hast Dich wacker gehalten
und machst mir Freude. Komm an mein Herz, mein
Sohn, denn Du verdienst, daß ich Dich nun so
nenne.“
Nach einer herzlichen Umarmung fuhr er aber
bedächtig fort: „Du hast die Bedingung, die ich Dir
einst machte, treulich erfüllt. Jetzt, lieber Gerhard,
mag es aber auch an der Zeit sein, für die Zukunft
einige Sorge zu tragen, denn, daß Du nicht ewig
schwedischer Waffenknecht bleiben willst und kannst,
leuchtet Dir von selbst ein. Ich denke, daß Du um
Deinen Abschied anhältst.“