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wie er nur selten ihn aus seinem Munde vernommen,
mit der Rechten die seine fassend, mit der Linken
sanft das lockenumwallte Haupt emporhebend und
ihn scharf anblickend, plötzlich frug: „Du liebst, Albrecht
— nicht wahr, Du liebst des Pirkheimers Tochter —
liebst Katharina?“
Albrecht war unvermögend zu antworten, denn
nur zu wahr hatte sein Vater gesprochen. Was sein
Vater gesprochen, was er selbst nicht sich zu gestehen
gewagt hatte bis auf diesen Abend — bis vor kaum
ziner Stunde, wo unter dem Schutze der Schatten
jener alten Linden und Buchen der Hallerwiese das
Siegel des süßesten, des ersten Geheimnisses seines
Herzens von der, der es gegolten, gebrochen wurde,
und wo auch sie, begünstigt vom Augenblicke und von
des treuen Bruders zärtlichster Nachsicht, ihm Liebe
um Liebe tauschte, hatte das Wort des Vaters, wenn
immer noch so schonend, doch tief schmerzend, den
Strahlenschimmer des Glückes der ersten und einzig
heiligsten Liebe verhüllt und das Versinken des
Paradieses drohte nahe.
Leugnen hatte Albrecht nicht gelernt; er schwieg.
Der alte Goldschmied aber stand auf, trat an
das Fenster hin und öffnete es; stumm blickte er einige
Minuten hinunter auf die stille, menschenleere Straße,
auf die der volle Mondschein eben sein Licht warf.
Dann trat er zurück; nur mühsam war es ihm ge—
lungen, eine Thräne niederzukämpfen. Er setzte sich
nieder auf den lehnelosen niedrigen Polsterstuhl und
dicht dem Sohne gegenüber, der sinnend das Auge
gesenkt hielt und die volle Hand gegen die heftig
wogende Brust dränagte.