Volltext: "Als Nürnberg freie Reichsstadt war"

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Mittheilung des seiner Dienstpflicht nunmehr ent— 
ledigten Einspännigers, die für Alt und Jung, Reich 
und Arm gleich erfreuliche Nachricht, daß der Schrecken 
des fränkischen Kreises, die Geisel der Kaufleute und 
aller Derer, die des Weges fuhren, daß der Eppelein, 
der Gailinger, sammt seinen 13 Helfershelfern bei 
Lauf in einem fürchterlichen Treffen besiegt worden 
sei und als Gefangener jeden Augenblick innerhalb 
Nürnberg's Thoren, wo er schon so großes Unheil an— 
gerichtet, erscheinen werde. Grund genug, daß alle 
Werkstätten, alle Schenken, selbst die Häuser der 
Patrizier ihre Bewohner aussandten, um den nunmehr 
Gefesselten und Machtlosen angaffen, auslachen und 
hie und da mit Schmähungen verfolgen zu können. Das 
war eine Bürgerlust, die man sich vor 500 Jahren 
so wenig als heutiges Tages versagen konnte. Bis 
zum St. Jobst hinaus bildete das Volk feste Spaliere, 
jeder wollte zuerst des Gailinger's ansichtig werden, 
über dessen Gestalt, Trotz und Kühnheit gar aben— 
teuerliche Mären im Volke zirkulirten; so sehr aber 
auch der geneigte Leser wünschen wird, mit der Masse 
fortzudrängen, um vielleicht ebenfalls zu den Ersten 
zu gehören, so muß ich ihn schon freundlich ersuchen, 
mit mir am Lauferschlagthurm Posto zu fassen, nicht 
weil dieser Platz eben der beste ist, sondern weil wir 
in die Nähe eines Häufchens politischer Kannegießer 
zu stehen kommen, die sich bei dem ersten Rufe um 
ihren Chef, den Politikus Vollbier, versammelten und 
nun mit einer Wichtigkeit und Würde, die einer all— 
gemeineren Betrachtung würdig gewesen wäre, einst— 
weilen über Leben und Tod des Gefangenen ab— 
stimmten.
	        
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