Volltext: Der Streit um die Lauterkeit der Nürnbergischen Ceremonien in der Mitte des 18. Jahrhunderts

310 v. Schubert, Der Streit über die Nürnberger Ceremonien, 
lich abgeschafft und diese Verbesserung der Nachbarstadt zur 
Nachachtung einberichtet, vielleicht stamme es daher, daß 
wenigstens in der Spital- und Marienkirche kein Tagamt ge- 
halten werde, im ganzen aber hätten die „ältesten Herren Ge- 
setzler und geistliche Ceremonienmeister an diesen Dingen, wie 
die Kinder über ihr Puppenwerk“, viel zu grosses Vergnügen 
gehabt, Jedenfalls sei zu schließen, daß bei geziemender Vor- 
stellung der Kirchendiener die geistliche Obrigkeit wohl auf 
Änderungen eingehen werde, die das Wesen nicht träfen, wie 
denn auch nach gemeinschaftlicher Beratschlagung bald in dieser 
bald in jener Kirche manches ohne Anfrage abgestellt sei, ohne 
daß Widerspruch erfolgt wäre. Somit liege der Grund doch 
offenbar in dem, daß die „älteren und oberen Herren Diakoni“ 
eine Einbuße an Respekt von seiten ihrer jüngeren Herren 
Kollegen befürchten, wenn sie die Oberaufsicht über die An- 
stimmung der Chöre und die lateinischen Gesangssprüchlein 
Adrangäben. „Wil jemand einen teutschen Gesang dem latei- 
nischen vorziehen — nach Luthers Wunsch — so haben die 
Kltesten Macht als bestätigte Befehlshaber in diesen Dingen 
fiugs drein zu reden und dürfen ganz gravitetisch sprechen: 
hübsch lateinisch! O welche wichtige Hindernisse zu ge- 
wünschter Verbannung des lateinischen pabstähnlichen Wort- 
wesens aus den gottesdienstlichen Verrichtungen in einer so 
großen, volkreichen und ansehnlichen Stadt!“ 
Zum Schluß wieder einige Höflichkeiten gegen den hoch- 
gelehrten Hirsch, der wohl im Herzen selbst ganz anders 
denke, aber die Verteidigung des angeführten „päbstlichen Ge- 
zeugs“ in den Kirchen seiner Wohnstadt für ein Stück des 
Wohlstandes gehalten habe — denn die Sache selbst sei 
ganz unleugbar. — 
Als Mensch und Gelehrter, als Kirchendiener und Stadt- 
kind Nürnbergs fühlte sich Hirsch durch den Ansbacher ange- 
griffen, gekränkt und bloßgestellt. Er sammelte seine ganze Kraft, 
um nicht nur seinem empörten Herzen Luft zu machen, sondern 
auch den Gegner wissenschaftlich zu vernichten. Aber der 
nachweisbar sogleich geschriebene Gegenaufsatz erschien erst im 
folgenden Jahre 1751 in den „Gelehrten Berichten“ in den 
Nummern vom 21. Mai, 28, Mai, 8. Juni, 15. Juni und 6. Juli
	        
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