Volltext: Hans Sebald Beham

[m Herbst 1524 scheinen die beiden Beham und Pencz viel 
mit dem Anhänger Müntzers, dem oben genannten H. Pfeiffer 
(Schwertfeger oder Schwertfisch), verkehrt zu haben. Pfeiffer 
suchte überall Aufruhr zu verbreiten und war der Hauptanstifter 
des Bauernkrieges. Als Müntzer am 15. Mai 1525 nach Franken- 
hausen zog, liess er Pfeiffer als Statthalter in Mühlhausen zurück. 
Beide wurden enthauptet. Dieser Pfeiffer muss einen schlimmen 
Einfluss auf die drei Maler ausgeübt haben, welche, der Verbreitung 
von Irrlehren ‚angeklagt, sich Ende Januars oder Anfang Fe- 
bruars 1525 vor Gericht zu verantworten hatten.*) 
Hans Sebald Beham, der ältere der Brüder, wurde zuerst 
vernommen. Er wies die Anschuldigung zurück, dass er, wie man 
verbreitet habe, auch andere zu seinen religiösen Meinungen habe 
bekehren wollen. Er habe allerdings gesprächsweise einigen Freunden: 
seinen Unglauben nicht verhehlt, nämlich dass er nicht den Leib 
und das Blut Christi im Abendmahl für gegenwärtig halten hönne; 
er habe sich auch bisher nicht davon überzeugen können und 
müsse sich gedulden, bis Gott es ihm offenbare. Er habe viele 
Predigten angehört und Luthers Schriften gelesen, sei aber nicht 
dadurch anderer Meinung geworden, sondern habe immer an der 
seinigen festgehalten. Jüngst habe er sich trotzdem überreden 
lassen, bei den Augustinern das Abendmahl zu nehmen, da er aber 
im Herzen anders gedacht habe, so fürchte er unrecht gehandelt 
zu haben, Er wisse, dass ihm der Unterricht anderer ferner nicht 
nöthig sel. Sagten doch die Prediger selbst, dass ein Starker des 
äusseren Zeichens nicht bedürfe. Da er aber das Abendmahl für 
ein solches, von Christo gegebenes, äusseres Zeichen halte, so be- 
dürfe er dessen nicht. Die -Taufe halte er für gleichgültig; das 
Wasser vermöge nichts. Er verwahre sich dagegen, dass er sonst 
unziemliche Reden sich erlaubt; man werde ihm das nicht be- 
weisen können. Die Freunde, mit denen er von seinem Unglauben 
zesprochen, seien der Schulmeister zu St. Sebald (Johann Denck), 
sein (Sebalds) Bruder Barthel, der Maler Georg‘ Pencz und der 
Glaserssohn Veit. Er sei auch bereit, wenn man ihn eines Besseren 
belehren wolle und überzeugen könne, gern eine solche Belehruug 
anzunehmen. 
Barthel Beham bekundete dieselbe Meinung rücksichtlich der 
Taufe. Er könne auch der Schrift nicht glauben. Er habe sich 
deshalb auch viel mit andern Leuten beredet, auch wohl anderthalb 
Jahr Osianders Predigten gehört, eines andern sei er nicht über- 
zeugt worden. Die Predigten seien im Grund lauter Tand, denn 
er sehe auch keine Frucht an den Predigern selbst. Auf dieser 
Meinung wolle er beharren, bis er seines Irrthums überführt und 
ihm die Wahrheit dargethan sei. 
*) Vergl. J. Baader, Beiträge II, Beilage IV. Baader gibt S. 53 irrthüm- 
lich an: „Diese drei Maler wurden im Jahr 1524 wegen Verbreitung deistischer 
Ansichten vor Gericht gestellt.“ 
18 
8. 
In 
etl. 
Ate 
m
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.